29. November 2008

Doha ist eine Baustelle: Dächer für die Verwundbaren?

Von Reinhard Hermle

Nicht nur eine eindrucksvolle Skyline architektonisch anspruchsvoller Wolkenkratzer ziert Doha, die Hauptstadt des Emirats Katar am Persischen Golf, sondern auch zahllose von hohen Kränen überragte Baustellen. Sie zeugen von dem offenbar noch ungebrochenen Bauboom und dem Willen der Eliten, das Emirat zu einem attraktiven Standort für Investoren und Touristen zu machen. Wie weit dies nachhaltig ist, muss sich – nicht zuletzt wohl auch im Hinblick auf die globale Finanzkrise, die auch die Ölstaaten nicht verschonen wird – noch erweisen.

Immerhin ist es dem Emirat gelungen, große internationale Konferenzen ins Land zu holen. So fand der Auftakt zu den laufenden Verhandlungen über eine weitere Liberalisierung des Welthandels im November 2001 in Doha statt. Nach dem Schock der Terroranschläge vom 11. September schien Einverständnis darüber zu bestehen, dass es auch darum gehen müsse, die Armut in der Welt zu überwinden, um politischer Radikalisierung den Boden zu entziehen. Deshalb sollte die Handelsverhandlungen vor allem den Interessen der armen Länder Rechnung tragen. Dieser Prozess trägt daher auch den Namen „Doha-Entwicklungsrunde“. Diese Baustelle ist bis heute nicht geschlossen, weil sich teils die USA und EU nicht einig sind, aber vor allem auch die Entwicklungsländer fürchten, ein weiteres Mal über den Tisch gezogen zu werden.

Gerade wird in Doha mit der zweiten UN-Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung eine neue Baustelle von weitreichender Bedeutung aufgemacht. Die Handwerker sind vor Ort. Bauteile für das Haus der weltweiten Partnerschaft, das gebaut werden soll, sind angeliefert. Sie passen noch nicht wirklich zusammen. Die Statik stimmt nicht. Es ist umstritten, wer die Architektur letztlich bestimmen soll. Offen ist, ob es gelingt, ein Dach zu zimmern, das insbesondere auch die Menschen in den schwachen Ländern vor den Stürmen schützt, die sie in Gestalt der vielfältigen aktuellen Krisen umtoben. Am kommenden Dienstag werden wir mehr wissen.

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