Fruehjahrstagung von IWF und Weltbank: Risikobeschwoerung
Die
Frühjahrs- und Jahrestagungen der Bretton-Woods-Zwillinge sind stets auch
Anlässe zur Bilanzierung der weltwirtschaftlichen Entwicklung und der
Aufstellung neuer Prognosen. Seit Ausbruch der großen Finanz- und
Wirtschaftskrise im letzten Jahrzehnt gleichen sie immer stärker einem großen
Theater der Risikobeschwörung. Der Ablauf folgt einem festen Procedere, fast
schon einem Ritual: Erst wird der neue World Economic Outlook vorgestellt, dann
der neue Financial Stability Report, dann kommen die Pressekonferenzen der
Chefs der beiden Organisationen, dann die Treffen der politisch entscheidenden
Leitungsausschüsse und zum Abschluss das Plenum mit den Schaufenster-Reden der
Gouverneure, d.h. der von den Mitgliedsländern entsandten MinisterInnen und
Zentralbankchefs.
Das
diesjährige Frühjahrstreffen, das heute in Washington begann, macht da keinen
Unterschied, höchstens vielleicht, dass die Risikobeschwörung noch ein wenig an
Intensität zugenommen hat. Die Geschäftsführende Direktorin des IWF, Christine
Lagarde, sagt, „einer schüchternen Erholung stehen hohe Risiken gegenüber“. Der
diesjährige Frühjahrsoutlook sieht
die drei größten Risiken für die Weltwirtschaft in der Krisenentwicklung
Europas, den stark steigenden Ölpreisen und – interessanterweise! – in einer zu
scharfen fiskalischen Konsolidierungspolitik, d.h. in einem quer durch die
Länder verfolgten brachialen Sparkurs. Zu diesen Problemen kommen die
anhaltenden weltwirtschaftlichen Ungleichgewichte, die starke Volatilität auf
den Finanz- und Rohstoffmärkten und eskalierende Überschuldungstendenzen hinzu,
diesmal vor allem (aber nicht nur) in den Industrieländern.
W&E-Hintergrund April 2012 |
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