Doch Kim ist anders als die andern
Erwartungsgemäß hat das Exekutivkomitee der Weltbank den US-amerikanischen Mediziner und Anthropologen Jim Yong Kim zum nächsten Präsidenten der Weltbank bestimmt. Das archaische Prinzip, wonach ein Amerikaner die Bank führt (und ein/e Europäer/in den Fonds) wurde damit noch einmal gerettet. Doch erstmals nominierten die Entwicklungsländer zwei Gegenkandidaten und machten damit deutlich, dass bei gleicher oder sogar überlegender Qualifikation letztlich Kapitalstärke und Macht zählen. Aber, was vielleicht noch wichtiger ist und das Einzigartige dieser Wahl ausmacht: Kim ist anders als die andern – erstmals kein Wall Street-Banker, erstmals kein Mann aus dem politischen Establishment Washingtons, sondern erstmals einer, der für das hohe entwicklungspolitische Amt wirklich qualifiziert ist.
Es gab im Vorfeld dieser Wahl viele, die dies bestritten haben, Linke und Rechte gleichermaßen und immer von der arroganten Position der Ökonomen aus, die meinen, ohne sie in der Führungsrolle könne Entwicklung nicht gelingen. Doch es ist gut, dass an der Spitze der Weltbank erstmals einer stehen wird, die nicht aus dieser Zunft steht, die gerade in den letzten Jahren keine so gute Figur gemacht haben (siehe Finanzkrise). Und es sind Sätze wie dieser, die zählen und eine Öffnung der Weltbank zu ernsten Reformen ermöglichen können: „Wenn ich mit der Verantwortung betraut werde, diese Institution zu führen, werden Sie in mir einen finden, der harte Fragen zum Status quo stellt und keine Angst davor hat, die bestehende Orthodoxie in Frage zu stellen“, sagte Kim in seiner Vorstellungsrede vor seiner Wahl. Kein Weltbank-Präsident hat jemals so gesprochen.
Dieser Blog steht nicht in dem Ruf, zur Lektüre der Reden der Weltbank-Chefs aufzurufen. Im Falle der Bewerbungsrede Kims tun wir es. Und wir empfehlen, ihn beim Wort zu nehmen.
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