Harte Zahlen und wohlfeile Rhetorik der OECD
Der Finanzmarktausschuss der OECD, der am 14./15. April in Paris tagte und dem hohe Beamte aus Zentralbanken, Finanzministerien und anderen Behörden der OECD-Länder angehören, hat in den allgemeinen Ruf nach einer „grundlegenden Reform“ der Finanzmärkte eingestimmt. Es sei nicht länger möglich zu behaupten, wir hätten „das beste aller denkbaren Finanzsysteme“, sagte Adrian Blundell-Wignall vom OECD-Direktorat für Finanzielle und Unternehmensangelegenheiten.
Der Vorsitzende des Ausschusses, Thomas Wieser, Generaldirektor im Wiener Finanzministerium, erklärte nach der Tagung, der derzeitige regulatorische Rahmen spiegele noch die „einfache“ Welt aus der Zeit vor der Globalisierung wider: „Wir müssen einen kooperativen Rahmen für die Finanzmärkte sicherstellen, der die neuen Realitäten in Rechnung stellt und die Stabilität fördert, ohne die Effizienz einzuschränken.“ Die OECD sei einzigartig positioniert, um Reformvorschläge zur Anpassung des Regulationsrahmens an die neue finanzielle Landschaft zu unterbreiten. – Trotz dieser vollmundigen Reformrhetorik beschloss der OECD-Ausschuss aber lediglich die Unterstützung der G7-Empfehlungen vom Wochenende und des jüngsten Berichts des Forums für Finanzstabilität.
Die OECD rechnet damit, dass die Finanzmärkte noch 12-18 Monate brauchen werden, um sich von der gegenwärtigen Krise zu erholen. Die mit der Krise einhergehenden Verluste stuft sie mit 350-420 Mrd. US-Dollar wesentlich niedriger ein als der IWF mit 945 Mrd. US-Dollar. Die IWF-Zahlen (siehe Grafik aus der Financial Times von heute) berechnen Verluste und Abschreibungen auf wesentlich breiterer Basis, während die OECD in einer neuen Studie lediglich Subprime-Kredite und damit verbundene „Produkte“ einbezieht. Wie dem auch sei – die Zahlen und die lange Dauer der Krise fordern geradezu dazu heraus, der wohlfeilen Rhetorik endlich konkrete Vorschläge für ein neues Regulierungsmodell für die Finanzmärkte folgen zu lassen. Im Wettbewerb um die besseren Modelle wird die OECD schon über die G7, das FSF und den IWF hinausgehen müssen, wenn sie mehr als ein Debattierclub sein will.
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