26. April 2012
25. April 2012
UNCTAD XIII: Ende gut, alles gut?
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Labels: UNCTAD
UNCTAD XIII: Das grosse Totschweigen
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24. April 2012
Deutsche Hardliner hinter den Kulissen
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Labels: UNCTAD
23. April 2012
UNCTAD XIII: Spannungen trotz gelungenem Auftakt
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Labels: UNCTAD
22. April 2012
IWF-Rhetorik: Von Kriegskassen und Brandmauern
G20/IMFC- Pressekonferenz |
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Labels: IWF
20. April 2012
Fruehjahrstagung von IWF und Weltbank: Risikobeschwoerung
W&E-Hintergrund April 2012 |
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Labels: IWF, Welthandel, Weltkonjunktur
LDCs stehen hinter UNCTAD und ihrem Beratungsansatz
In einer Deklaration zum Abschluss eines Treffens am Vorabend von UNCTAD XIII (s. Foto) haben die derzeit 48 am wenigsten entwickelten Länder (LDCs) die Stärkung der Organisation und ihrer Forschungs-, Beratungs- und Konsensbildungskapazitäten gefordert. Zugleich wird in der Erklärung das seit einigen Jahren vom UNCTAD-Sekretariat propagierte Konzept des „Entwicklungsstaates“. Auch der von UNCTAD vertretene entwicklungspolitische Fokus auf den Ausbau der produktiven Kapazitäten in den LDCs wird unterstützt.
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Labels: UNCTAD
19. April 2012
Nord-Sued-Zusammenprall vor UNCTAD XIII
Erstmals seit den Hochzeiten des Kampfes um eine Neue Weltwirtschaftsordnung hat die Gruppe der 77 (Entwicklungsländer) und China mit einer kontroversen Abstimmung auf der am Samstag in Doha beginnenden XIII. UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) gedroht. Die Gruppe der 77 besteht auf der Bekräftigung des sog. Accra-Akkords von vor vier Jahren und damit auf der Bekräftigung des UNCTAD-Mandats, das die Analyse und Beratung zu Fragen von Handel und Entwicklung sowie verwandter Themenbereiche wie Finanzen einschließt. Im Unterschied zu IWF und Weltbank, wo die Industrieländer ihre Mehrheit durch Kapitalstärke sichern, laufen Abstimmungen bei UNCTAD, die ein Sonderorgan der UN-Vollversammlung ist, nach dem Prinzip „Ein Land – eine Stimme“ ab. Somit wäre auch ohne Konsens mit den Industrieländern eine Mehrheit für den Süden gesichert, wenn es zur Abstimmung käme.
In einer im Vorfeld der Doha-Konferenz verbreiteten Erklärung sagten die Gruppe der 77 und China, die Versuche der Industrieländer, UNCTAD zu schwächen und ihr Mandat zu beschneiden (>>> Bedrohtes Mandat: UNCTAD unter starkem Druck), erinnerten sie an die „dunkelsten Tage der Nord-Süd-Spaltung“ und seien Zeichen für die Wiederentstehung eines „neuen Neokolonialismus“: „Wir können und wir werden das nicht akzeptieren.“ Die Frage sei nicht, ob es ein nichtssagendes oder überhaupt kein Ergebnisdokument geben werde, es werde ein Dokument geben, in dem das bisherige Mandat von UNCTAD bekräftigt wird. Ihre Bereitschaft, nach wie vor den Konsens zu suchen, dürfe nicht als Schwäche ausgelegt werden.
Auch die Vertreter der Zivilgesellschaft, die sich zu einem NGO-Forum im Vorfeld von Doha versammelt haben, verhalten sich in dieser Streitfrage, wie ich es mir wünsche. In einer Mitteilung drückten sie ihre Besorgnis über die westlichen Obstruktionsversuche gegenüber UNCTAD aus und forderten ebenfalls die Bekräftigung des Accra-Akkords. „UNCTAD dient als wichtiges Gegenforum, wo die Interessen der Entwicklungsländer die Oberhand behalten können, wenn Handel, Entwicklung und verwandte Themen diskutiert werden.“ Der umgehende Dank von UNCTAD-Generalsekretär Supachai für die starke Unterstützung war ihnen sicher. – UNCTAD-Sekretariat, G77 und Zivilgesellschaft ziehen also in einer wichtigen Frage an einem Strang. So könnte es möglich sein, auf UNCTAD XIII doch noch einen Durchbruch und einen Bruch mit den Gewissheiten aus der Zeit vor dem Ausbruch der globalen Finanzkrise zu erreichen (>>> Primat der Entwicklung oder der Finanzmärkte?).
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17. April 2012
Doch Kim ist anders als die andern
Erwartungsgemäß hat das Exekutivkomitee der Weltbank den US-amerikanischen Mediziner und Anthropologen Jim Yong Kim zum nächsten Präsidenten der Weltbank bestimmt. Das archaische Prinzip, wonach ein Amerikaner die Bank führt (und ein/e Europäer/in den Fonds) wurde damit noch einmal gerettet. Doch erstmals nominierten die Entwicklungsländer zwei Gegenkandidaten und machten damit deutlich, dass bei gleicher oder sogar überlegender Qualifikation letztlich Kapitalstärke und Macht zählen. Aber, was vielleicht noch wichtiger ist und das Einzigartige dieser Wahl ausmacht: Kim ist anders als die andern – erstmals kein Wall Street-Banker, erstmals kein Mann aus dem politischen Establishment Washingtons, sondern erstmals einer, der für das hohe entwicklungspolitische Amt wirklich qualifiziert ist.
Es gab im Vorfeld dieser Wahl viele, die dies bestritten haben, Linke und Rechte gleichermaßen und immer von der arroganten Position der Ökonomen aus, die meinen, ohne sie in der Führungsrolle könne Entwicklung nicht gelingen. Doch es ist gut, dass an der Spitze der Weltbank erstmals einer stehen wird, die nicht aus dieser Zunft steht, die gerade in den letzten Jahren keine so gute Figur gemacht haben (siehe Finanzkrise). Und es sind Sätze wie dieser, die zählen und eine Öffnung der Weltbank zu ernsten Reformen ermöglichen können: „Wenn ich mit der Verantwortung betraut werde, diese Institution zu führen, werden Sie in mir einen finden, der harte Fragen zum Status quo stellt und keine Angst davor hat, die bestehende Orthodoxie in Frage zu stellen“, sagte Kim in seiner Vorstellungsrede vor seiner Wahl. Kein Weltbank-Präsident hat jemals so gesprochen.
Dieser Blog steht nicht in dem Ruf, zur Lektüre der Reden der Weltbank-Chefs aufzurufen. Im Falle der Bewerbungsrede Kims tun wir es. Und wir empfehlen, ihn beim Wort zu nehmen.
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Labels: Weltbank
11. April 2012
Bedrohtes Mandat: UNCTAD unter starkem Druck
„Bis heute hat UNCTAD zwar eine bemerkenswerte Selbstbehauptungsfähigkeit bewiesen. Doch vor Rückschlägen ist auch diese Organisation nicht gefeit“, schrieb ich in meiner Vorschau auf die XIII. UN-Konferenz für Handel und Entwicklung in W&E 03/2012. Nach den Vorverhandlungen über das Abschluss-Dokument der vom 21.-26. April in Doha/Katar tagenden Vollversammlung sieht es danach aus, als könnte diese Befürchtung eher früher als später Wirklichkeit werden.
Die auf Initiative der Entwicklungsländer vor fast 50 Jahren gegründete UNCTAD war den westlichen Mitgliedsländern schon immer ein Dorn im Auge. Nachdem es dem Westen Anfang der 1990er Jahre gelungen war, der Organisation das Verhandlungsmandat zu nehmen, herrschte in den letzten Jahren eine Art Waffenstillstand, basierend auf der Neuformulierung des Mandats, das UNCTAD die Rolle als „Focal Point“ innerhalb des UN-Systems zubilligte, wo Probleme der Entwicklung und verwandte Themen aus den Bereichen Handel, Finanzen, Technologie, Investitionen und nachhaltige Entwicklung auf integrierte Weise behandelt werden können. Geht es nach den USA und anderen westlichen Ländern, soll UNCTAD künftig zu makro-ökonomischen Themen gar nicht mehr Stellung nehmen, nicht einmal Analysen anfertigen können.
Der Versuch, das Abschlussdokument von Doha entsprechend umzuformulieren, zielt nicht zuletzt darauf, das Deutungsmonopol von IWF und Weltbank weiter zu festigen, das die unkonventionellen und vorausschauenden Analysen von UNCTAD in den letzten Jahren immer wieder herausgefordert hatten. Der Angriff, der einer inhaltlich-politischen Strangulierung vor allem des UNCTAD-Sekretariats gleichkommt, hat jetzt 49 ehemalige Mitarbeiter von UNCTAD veranlasst, sich mit einem Statement öffentlich hinter die Organisation zu stellen (>>> Silencing the message or the messenger – or both). Sie werfen den OECD-Ländern vor, die Meinungsfreiheit in UNCTAD ausgerechnet zu einer Zeit zu bedrohen, in der andernorts im multilateralen System der Wert des Pluralismus langsam wiedererkannt wird. „Wenn nicht diejenigen, die stolz waren, für UNCTAD arbeiten zu dürfen, jetzt ihre Stimme erheben, wer dann?“
Das Statement verweist auf die – im Unterschied zu den Bretton-Woods-Institutionen – gute Leistungsbilanz der analytischen Arbeit von UNCTAD, die sich u.a. in der Vorhersage diverser Finanzkrisen der letzten Zeit gezeigt hat. Jetzt wo die Krise im Norden angekommen ist, hat dieser allerdings umso weniger Interesse daran, dass ein mehrheitlich von Süden bestimmtes Organ sich mit unabhängigen Positionen hierzu zu Wort meldet. Als jüngstes Beispiel für eine solche Wortmeldung könnte der vorbereitende Bericht von UNCTAD-Generalsekretär Supachai Panitchpakdi für UNCTAD XIII gelten, in dessen Mittelpunkt die Gefahren des finanzgetriebenen Kapitalismus stehen (>>> Primat der Entwicklung oder der Finanzmärkte?). Angesichts der Nachrichten aus Genf können wir können nur hoffen, dass dies nicht das letzte Beispiel für eine solche Wortmeldung war.
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Labels: UNCTAD
10. April 2012
Weltbank-Kandidaten: Neue Unuebersichtlichkeit
Inzwischen haben alle Kandidaten für den Chefposten der Weltbank ihr Bewerbungsschreiben auch in Form eines Financial Times-Kommentars abgegeben, der von den USA nominierte Arzt Jim Yong Kim, der Kandidat der Lateinamerikaner José Antonio Ocampo und die Kandidatin der Afrikaner Ngozi Okonjo-Iweala. Es ist das erste Mal, dass eine wirkliche Konkurrenz von Kandidaten für das Amt des Weltbank-Präsidenten stattfindet, zumindest im Grundsatz. Denn nach wie vor sind die Kräfteverhältnisse ja so, dass der US-Kandidat die meisten Stimmen auf sich vereinigen wird, vor allem da sich die Europäer für die Unterstützung ihrer IWF-Kandidatin Lagarde durch die USA bedanken dürften. Ansonsten aber herrscht eine neue Unübersichtlichkeit.
Ginge es nicht nach dem alten feudalistischen Auswahlprinzip, sondern danach, wer am besten den Mainstream repräsentiert, wäre Ngozi Okonjo-Iweala die passendste Kandidatin. Sie ist für die Schaffung von Arbeitsplätzen als die wichtigste Aufgabe der Bank (wer wäre da schon nicht dafür?), für die Investition in Humankapital (vor allem Gesundheit und Bildung) und den Aufbau „geeigneter Institutionen“ mit Eigentumsrechten und Vertragssicherheit, Good Governance und einem günstigen Umfeld für Privatinitiative. Und natürlich darf in dieser Kollektion der derzeit beliebtesten entwicklungspolitischen Catchwords auch der Kampf gegen die Korruption nicht fehlen. Kein Wunder deshalb, dass Leute wie der Investmentbanker Mohamed A. El-Erian (PIMCO) Obama bereits dazu aufgerufen haben, seinen eigenen Kandidaten zugunsten der Nigerianerin fallen zu lassen.
Die anderen beiden Kandidaten passen nicht so recht in das Bild des Mainstreams. Sie beherrschen zwar auch die Klaviatur der zeitgemäßen Entwicklungssprache, plädieren aber beide nachhaltig dafür, dass die Weltbank an ihrem Kernmandat der Armutsbekämpfung festhalten sollte. Ocampo spricht sich nicht nur für Wachstum und Arbeitsplätze, sondern auch für die Bekämpfung der Ungleichheit aus und plädiert für kleinbäuerliche Landwirtschaft und angepasste Infrastruktur, für ein Minimum an sozialer Sicherung und die zentrale Rolle der Geschlechtergleichheit. Was Ocampo und Kim eint, ist die Rede von der Inklusion, die die Weltbank-Kultur bestimmen müsse; sie wollen die Bank auch als Plattform für den Wettbewerb der Ideen und die Kooperation ihrer diversen „Stakeholder“. Beide leben seit langem in den USA, wenngleich Ocampo im Unterschied zu Kim keine US-Staatsbürgerschaft hat. Was sie unterscheidet: Kim ist Arzt, Ocampo Ökonom.
Ocampo hat in den letzten Jahren intensiv mit Wirtschaftswissenschaftlern wie Jo Stiglitz und Stephany Griffith-Jones zusammengearbeitet. Da verwundert es nicht, dass er inzwischen die Unterstützung von über 100 zumeist progressiven Ökonomen aus aller Welt hat. Was jedoch stört ist, dass sich anscheinend alle Ökonomen – ob nun dem Mainstream oder eher den Heterodoxen zuzurechnen – nur einen Ökonomen an der Spitze der Weltbank vorstellen können. Natürlich spricht viel für Ocampo. Aber die Weltbank hat genug Ökonomen in ihrem Apparat, und ein Mediziner und Sozialwissenschaftler wie Kim, der als Abteilungsleiter bei der WHO an vorderster Front gegen HIV/Aids kämpfte, wäre vielleicht schon deshalb geeignet, frischen Wind in die Weltbank zu bringen. Selbst wenn die Bank ein Drittel oder die Hälfte ihrer Ökonomen entlassen, durch Sozialwissenschaftler, Ethnologen und Anthropologen ersetzen oder die Stellen vakant lassen sollte, könnte sie – und dies vielleicht besser als jemals zuvor – einen herausragenden Beitrag zum Kampf gegen die Armut leisten.
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Labels: Weltbank
9. April 2012
Appell: Schäuble soll Spekulation mit Nahrungsmitteln stoppen
Angesichts einer Milliarde Hungernder auf der Welt fordert ein neuartig-breites Bündnis aus Hilfs- und Kampagnenorganisationen jetzt ein Einschreiten der Bundesregierung, um der maßlosen Spekulation mit Nahrungsmitteln einen Riegel vorzuschieben. Oxfam Deutschland, die Welthungerhilfe, Misereor, Attac, Campact, WEED und das Südwind-Institut starten heute die Protestaktion "Mit Essen spielt man nicht!". Sie richtet sich an Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der dazu beitragen soll, die Geschäfte mit dem Hunger zu stoppen. Die Spekulation mit Agrarrohstoffen an den Finanzmärkten sei mitverantwortlich für extreme Preisschwankungen und -steigerungen bei Nahrungsmitteln und trage so zu globalen Hungerkrisen bei, sagt Marion Lieser, Geschäftsführerin von Oxfam Deutschland.
Familien in Entwicklungsländern geben oft mehr als die Hälfte ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus. Als Folge der Preisexplosion bei Nahrungsmitteln im zweiten Halbjahr 2010 sind nach Angaben der Weltbank zusätzlich 44 Millionen Menschen verarmt und unterernährt. Das Bündnis der sieben Organisationen fordert Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble auf, sich bei der anstehenden EU-Finanzmarktreform für eine stärkere Regulierung der Warentermingeschäfte einzusetzen. Dazu gehört mehr Transparenz an den Rohstoffbörsen. Investmentfonds sollten komplett von den Agrarrohstoffbörsen verbannt werden.
Wolfgang Jamann, Generalsekretär der Welthungerhilfe, weist darauf hin, dass die Zeit drängt. „Wenn die Getreidespeicher leer sind, dann müssen verarmte Länder zu astronomischen Summen Nahrungsmittel auf den Weltmärkten zukaufen. Weitere Millionen werden in den Hunger getrieben.“ Auf europäischer Ebene besteht jetzt die Chance, das Geschäft mit dem Hunger zu stoppen. Das Recht auf Nahrung müsse Vorrang haben vor den kurzfristigen Gewinninteressen der Finanzmarktakteure, so Jutta Sundermann, Mitglied des Attac Koordinierungskreises. Bei der Protestaktion sammelt das Bündnis unter dem Motto "Mit Essen spielt man nicht!" über seine Netzwerke online und offline Unterschriften. Im Herbst 2012 sollen die gesammelten Unterschriften in einer symbolischen Aktion an Bundesfinanzminister Schäuble übergeben werden.
* Möglichkeiten zur Teilnahme an der Petition bestehen beispielsweise >>> hier.
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Labels: Agrarfrage, Finanzmärkte
5. April 2012
Wissensbank kennt eigene Zahlen nicht
Die Weltbank hat mit der Überarbeitung ihrer Sozial- und Umweltstandards begonnen. In diesem zwei Jahre dauernden Prozess wird auch ihre Politikrichtlinie zu Zwangsumsiedlungen geändert. Allerdings scheint die Weltbank, die sich gern als „knowledge bank“ (Wissensbank) bezeichnet, keine Angaben darüber machen zu können, wie viele Menschen in von ihr finanzierten Projekten von Zwangsumsiedlungen betroffen sind.
Bei der Evaluierung der Umwelt- und Sozialstandards, die der Überarbeitung vorgelagert war, musste sich die hausinterne Evaluierungsabteilung (Independent Evaluation Group/IEG) der Weltbank wegen fehlender Daten auf Stichproben stützen. Sie schätzt, dass insgesamt mehr als eine Million Menschen von Zwangsumsiedlung betroffen sind. Für Knud Vöcking, Weltbank-Referent der deutschen Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald, ist das „eine konservative Schätzung“. Die letzte Weltbank-Studie zu Zwangsumsiedlungen von 1994 sprach von zwei Millionen Betroffenen über einen Zeitraum von acht Jahren.
Zwangsumsiedlungen betreffen zumeist die Armen in den Projektgebieten und ziehen die Lebensgrundlagen und den Zusammenhalts von Gemeinschaften in Mitleidenschaft. „Völlige Verarmung als unbeabsichtigtes Resultat von Entwicklungsprojekten dürfte nicht vor kommen“, sagt Korinna Horta, Menschenrechts-Expertin bei urgewald. „Aber in der Praxis herrschen Missbrauch von Geldern, Einschüchterung der Betroffenen und soziale Ungerechtigkeit bei Zwangsumsiedlungen.“ Gerade in Zeiten stetig steigender Investitionen in Infrastrukturprojekte müsse alles getan werden, dass es erst gar nicht zu Zwangsumsiedlungen kommt. Mit Entwicklungsgeldern Lebensgrundlagen zu zerstören ist für die meisten NGOs nicht akzeptabel.
In einem Schreiben an „Dear Mr. Zoellick“ fordern jetzt Organisationen aus 25 Ländern, dass die Weltbank das Ausmaß der von ihr unterstützten Zwangsumsiedlungen untersucht und bekannt macht. Außerdem soll sie eine unabhängige Studie zu deren Auswirkungen und den von der Weltbank daraus gezogenen Lehren in Auftrag geben. Nur auf solch einer Grundlage könne eine sinnvolle Überarbeitung der Weltbank-Richtlinien stattfinden. Man sieht: Auf den neuen Präsidenten der Bank, der bis zur kommenden Frühjahrstagung der Bretton-Woods-Zwillinge feststehen soll, wartet einiges an Arbeit.
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Labels: Weltbank