29. Juni 2015
20. Juni 2015
Endspiel um Griechenland oder Deal in letzter Minute? Stimmen der Vernunft
Je näher das Monatsende, zu dem das derzeitige Bail-out-Programm der EU, der EZB und des
IWF für Griechenland ausläuft, kommt, desto unversöhnlicher scheinen die
Positionen. Das oberste Ziel der Gläubiger scheint von Prinzipienreiterei
geprägt: Die Renten müssen weiter gekürzt, die Arbeitsmärkte dereguliert und
die Mehrwertsteuer, d.h. die Massensteuern, müssen weiter erhöht werden, obwohl
jedermann und jedefrau weiß, dass dies die Depression im Land weiter verschärfen
wird. Andere, etwa Robert H. Wade
von der London School of Economics, vermuten sogar eine Strategie des getarnten
Putsches seitens der Gläubiger, um sich der politisch missliebigen Regierung in
Athen zu entledigen.
Dabei
gibt es genug Stimmen der Vernunft, die zu einem Kompromiss in letzter Minute
aufrufen. Dazu gehört sogar der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis,
der seine jüngste Rede in der
Eurogruppe letzte Woche in seinem Blog öffentlich machte. Jeffrey Sachs von der Columbia-Universität erinnerte jetzt an die
Warnungen von John Maynard Keynes in seiner Schrift The Economic Consequences of Peace vor einem unnachgiebigen Umgang
mit Schuldnern. James K. Galbraith
von der Universität Texas forderte den IWF zur Kehrtwende auf, deren erstes
Element aus der Einsicht bestehen müsse, dass der Fonds Griechenland jahrelang
die falsche Politik aufgezwungen habe. Und Joseph Stiglitz forderte erneut ein rechtliches Verfahren für die Umgang mit
überschuldeten Staaten.
Auch der
folgende „Aufruf für Griechenland und Europa“, den der von Jakob von Uexküll
gegründete World Future Council in der letzten Woche lancierte, kombiniert die
Forderung nach einer Beendigung der Austeritätspolitik und einem
Schuldenschnitt für Griechenland. Hier ist sein Wortlaut:
„Wenn Europa zugelassen hat, dass diese Schulden der Privatwirtschaft zu Schulden des öffentlichen Sektors wurden - eine Vorgehensweise, die in den vergangenen fünfzig Jahren gängig geworden ist - , dann sollte Europa, und nicht Griechenland, die Konsequenzen tragen.“
Die Eurostaaten haben die Entstehung der Krise gemeinsam verursacht und müssen sie daher auch gemeinsam lösen
Die aktuelle Eurokrise hat zwei Grundursachen: Zuerst haben auch die Eurostaaten mit der Deregulierung ihrer Finanzmärkte den Banken erlaubt, ihre Bilanzen gefährlich aufzublasen. Die Rettung der Banken nach dem Platzen der Blase bedeutete, dass aus privaten öffentliche Schulden wurden und die Staatsschulden massiv anstiegen. Für einige ökonomisch schwächere Länder wurde es dadurch schwierig oder gänzlich unmöglich, sich am privaten Finanzmarkt zu refinanzieren.
Die zweite Ursache liegt in der Entstehungsgeschichte des Euros als politisches Projekt, das begonnen wurde, ohne mit der gleichen Krisenfestigkeit ausgestattet zu sein, wie es z. B. der Dollar mit der Fed als Zentralbank ist. Der Euro als Gemeinschaftswährung mit unterschiedlich starken Volkswirtschaften kann dauerhaft nur bestehen, wenn die politische und wirtschaftliche Union vertieft wird. Der Ausbruch der Eurokrise Ende 2009 wäre der Zeitpunkt gewesen, um diese Vertiefung umzusetzen und die Einigung Europa voran zu treiben. Stattdessen wird das Eurosystem nun als Instrument zur Durchsetzung einer europäischen Austeritätsgemeinschaft missbraucht. Die auf den freien Märkten unmöglich gewordene Refinanzierung der öffentlichen Schulden der schwächeren Staaten wurde von der Troika aus EU-Kommission, EZB und IWF übernommen und als Druckmittel zu Lohnkürzungen, Sozialabbau und Privatisierung genutzt.
Die von der Troika verordnete Sparpolitik hat die ökonomische Krise Griechenlands nicht behoben, sondern weiter verschärft und zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 25 Prozent geführt. Der Effekt, dass man mit Einsparmaßnahmen nicht aus der Krise kommt, weil die Einnahmen noch stärker zurückgehen, wird inzwischen auch von der Forschungsabteilung des IWF zugegeben. Dennoch hält auch der IWF als Mitglied der Troika an der Austeritätspolitik weiter fest. Diese Politik kann die Krise nicht lösen und muss beendet werden.
Lösungen:
Die Schuldenlast Griechenlands muss tragfähig gemacht werden, indem die Zins- und Tilgungslasten an das Wirtschaftswachstum gekoppelt werden. Damit würden auch die Gläubiger ein starkes Interesse an einer ökonomischen Genesung Griechenlands entwickeln.
Um die gesamte Höhe der Staatschulden zu senken, sollte auch Griechenland die Umsetzung des „Irischen Schuldenschnitts“ erlaubt werden. Der irischen Regierung wurde es im Februar 2013 von der EZB erlaubt einen Betrag von 30 Mrd. Euro Altschulden, die bei der Rettung ihrer Banken entstanden waren, faktisch zins- und tilgungsfrei bei der eigenen Zentralbank zu refinanzieren. Bezogen auf Griechenland - mit rund zweieinhalbmal so vielen Einwohnern wie Irland - wären dies 75 Mrd. Euro.
Eine andere Art, Schuldenquoten zu senken, ist es, aus ihnen herauszuwachsen. Dazu sollte die EU mit einem Investitionsplan für Griechenland und die anderen Krisenländer von einer wachstumsbehindernden Austeritätspolitik auf eine nachhaltige, expansive Wirtschaftspolitik umschwenken.
Ebenso ist es unerlässlich, dass die Refinanzierung der griechischen Banken durch die EZB wieder in vollem Umfang gewährleistet wird. Das griechische Bankensystem muss stabilisiert werden, damit es wieder in der Lage ist, die griechischen Unternehmer in ausreichendem Maße mit Krediten zu versorgen. Nur dann können die Investitionen finanziert werden, die Grundlage für mehr Exporte und eine Substitution von Importprodukten sein können.
Die grundlegenden europäischen Sozialstandards müssen wieder eingehalten werden. Die Anhebung niedriger Renten auf das Existenzminimum darf nicht von der Troika verboten werden. Die Gesundheitsversorgung muss wieder für alle Griechen gewährleistet werden.
Notwendige Reformen:
Der Ausgleich des Staatshaushalts sollte im Wesentlichen über die Erhöhung der Einnahmeseite, d.h. die steuerliche Heranziehung der griechischen Oberschicht und die Bekämpfung der Steuerhinterziehung erfolgen. Die Ausgabenseite des Haushaltes kann auch mit einer kritischen Überprüfung der großen Zahl von Rüstungsimporten reduziert werden.
Die Umsetzung dieser Reformen wurde von der griechischen Regierung bereits angekündigt. Aber die Umsetzung benötigt mehr Zeit als wenige Monate. Es wäre eine Missachtung des Wählerwillens, wenn diese Zeit von der EU und der Troika nicht eingeräumt wird.
Die Griechenland-Krise ist auch ein Symptom für die systematischen Unzulänglichkeiten innerhalb der Europäischen Union. Eine nachhaltige Krisenlösung wird ohne eine politische Vertiefung nicht möglich sein.Zur Aufrechterhaltung der demokratischen Funktionsweise ist es dabei unerlässlich, dass der Machtverlust, den dies für die nationalen Parlamente bedeutet, im selben Maße zu einem Machtgewinn des europäischen Parlaments führen muss.
Eingestellt von Rainer Falk um 13:14 0 Kommentare
Labels: Griechenland
17. Juni 2015
Parteien und SDG-Finanzierung: Der Privatsektor soll es richten?
Die Bundesregierung solle bei den anstehenden Verhandlungen entwicklungshemmenden Ungleichheiten auf zwei Ebenen entgegentreten: Zum einen seien Maßnahmen zu ergreifen, um große soziale Ungleichheiten innerhalb und zwischen den Staaten zu verringern. Der Aufbau wirksame nationaler Steuersysteme und internationaler Regelungen könne dafür einen wichtigen Beitrag leisten. Zum andern seien Vorschläge zu unterbreiten, wie den sozialen Ungleichheiten innerhalb der Staaten, die insbesondere auf Benachteiligungen auf Grund von Geschlecht, Herkunft, Lebensalter, Religion, sexueller Orientierung oder Behinderung zurückzuführen sind, effektiv entgegengewirkt werden kann.
Die Abgeordneten fordern die Bundesregierung zudem auf, „weitere Schritte“ zur Erreichung des „0,7-Prozent-Ziels“ zu unternehmen. Weitere Forderungen zielen auf die Förderung der „Fähigkeit der Partnerländer zur Generierung von Eigenmitteln durch effektive Steuersysteme“, die Schaffung eines „eines robusten Monitoring- und Review-Mechanismus für die getroffenen Verabredungen“, sowie auf die Intensivierung des internationalen Dialogs „über die Einführung alternativer innovativer und nachhaltiger Finanzierungskonzepte“ für Entwicklung. Den Bogen zu den kommenden Aufgaben der Klimafinanzierung sucht man vergebens.
Anders in einem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Dort wird ein „neuer Ansatz für nachhaltige Entwicklung (gefordert), der Maßnahmen gegen den Klimawandel mit dem Einsatz gegen Armut und Ungleichheit verbindet“. Im diesem Jahr bestehe die Chance in den Verhandlungen über ein neues internationales Klimaabkommen und über die globalen Nachhaltigkeitsziele (SDG) die Chance, einen Durchbruch für Klimaschutz und globale Gerechtigkeit zu erzielen, schreiben die Abgeordneten (18/5151). Damit die Gipfel in New York und Paris zu einem Erfolg werden können, müssten die Industrieländer bei FfD III die völkerrechtlich verbindliche Finanzierung von Entwicklungs- und Klimaschutzmaßnahmen sicherstellen. Die Bundesregierung wird unter anderem aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass das Prinzip der „gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten“ auf alle Bereiche der Nachhaltigkeitsagenda angewendet und nicht nur auf den Klimaschutz reduziert wird. Zudem solle sie einen „realistischen Aufholplan“ vorlegen, der glaubhaft deutlich macht, wie die Bundesregierung das immer wieder international vereinbarte 0,7-%-Ziel bis 2020 erreichen will. Sie soll darüber hinaus aufzeigen, wie Deutschland zusätzlich den fairen deutschen Anteil für die internationale Klimafinanzierung aufbringen werde. Weitere Forderungen zielen u.a. auf einen deutlich größeren Anteil der Entwicklungs- und Klimafinanzierung für die ärmsten Staaten als bisher, auf den Abbau klimaschädlicher Subventionen, den Verzicht auf die geplante Erhöhung des Verteidigungsetats auf 2% des Bruttonationaleinkommens sowie die Einführung einer „anspruchsvollen Finanztransaktionssteuer mit einer breiten Steuerbasis“.
Eingestellt von Rainer Falk um 11:10 0 Kommentare
Labels: Finanzierung für Entwicklung
8. Juni 2015
Abschlussdokumente des G7-Gipfels
Eine Gesamtanalyse der Ergebnisse des G7-Gipfels 2015 findet sich unter >>> www.weltwirtschaft-und-entwicklung.org.
Eingestellt von Rainer Falk um 17:40 0 Kommentare
Labels: G7
EU-Kapitalmarktunion: Vor allem Geschenk an die Finanzbranche
In Kanada etwa ist das mehrfache Weiterverleihen von Wertpapieren als Kreditsicherheit untersagt. Die EU sollte diesem guten Beispiel nach Ansicht des World Future Council folgen. Ebenso sollte die Wiederverbriefung bereits bestehender Wertpapiere unterbunden werden. „Die Kapitalmarktunion soll Probleme lösen, die es gar nicht gibt. Nicht der unzureichende Zugang zu Kapital ist das Problem, sondern die in einer Rezession geringe Kapitalnachfrage der Unternehmen“, argumentiert Reiners.
* Die Antwort des World Future Council auf die Konsultation zum Grünbuch der EU-Kommission finden sich >>> hier.
Eingestellt von Rainer Falk um 12:16 0 Kommentare
Klimapolitik Hotspot bei G7
Greenpeace-Projektion an die Zugspitzwand |
● Fast 70% wollen, dass die politisch Verantwortlichen jetzt, ohne weitere Verzögerung handeln.
Eingestellt von Rainer Falk um 11:47 0 Kommentare
Japan: Klimapolitisches enfant terrible der G7
Merkel mit Abe in Elmau |
Eingestellt von Rainer Falk um 10:47 0 Kommentare
7. Juni 2015
G7: Das Kaiser-Wetter weicht dunklen Wolken
G7-Familienfoto bei schönstem Wetter |
Schloss Elmau 17.00 Uhr |
Eingestellt von Rainer Falk um 17:56 0 Kommentare
Labels: G7
Good Morning Elmau, Hallo G7, Servus Bayern
Eingestellt von Rainer Falk um 12:07 0 Kommentare
Labels: G7
6. Juni 2015
Vor G7: Systemwechsel bei Unternehmenssteuern gefordert
Eingestellt von Rainer Falk um 10:36 0 Kommentare
Labels: G7, Steuern, Steueroasen
5. Juni 2015
Elmau: Der Zeremoniengipfel wird den Abstieg der G7 nicht aufhalten
Hat Entwicklungsminister Gerd Müller der Bundeskanzlerin beim G7-Programm die Feder geführt? Die G7 müssen sich dazu bekennen, den Hunger und die absolute Armut bis 2030 auszulöschen, fordert Merkel. Weltweit sollen Umwelt- und Sozialstandards bei der Produktion und in den Lieferketten von Kleidung, Lebensmitteln und anderen Produkten durchgesetzt werden. Steht in Elmau eine Zeitenwende bevor?Nein. Mit den Themen soll der Bedeutungsverlust der G7 kompensiert werden. Und: Nachdem das Gewicht der G7 in der Weltwirtschaft beträchtlich abgenommen hat, geht es darum, sich stärker darauf zu konzentrieren, als Speerspitze des Westens und der NATO zu agieren. Sicherheitspolitische und geostrategische Aspekte werden in Elmau im Vordergrund stehen. Alle anderen Themen entwicklungspolitischer Natur sind da nur Beiwerk, man könnte auch von Feigenblatt-Themen sprechen.
Was ist von der G-7-Initiative zur Ernährungssicherung zu halten, die von Seiten der Kleinbauern im Globalen Süden kritisiert wird?
Die Nahrungsmittelinitiative der G7 ist im Wesentlichen eine Initiative, den Weg für Investitionen der großen Agrarkonzerne in die Agrarsektoren des Südens offenzuhalten bzw. zu befördern. An und für sich gehört das Thema Ernährungssicherheit gar nicht in so ein Gremium wie die G7, sondern in die UN-Organisation für Ernährung FAO. Es ist allerdings bislang nicht bekannt geworden, dass die G7 dort eine besonders vorwärtsweisende oder gar konstruktive Rolle in Sachen Ernährungssicherheit oder gar -souveränität spielen.
Und wie steht es um die Umwelt- und Sozialstandards? Es wäre ja prinzipiell wünschenswert, so etwas global durchsetzen zu können. Setzen sich die G7 dafür in der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) dafür ein oder sieht es da ähnlich aus wie bei der Ernährungssicherheit?
In der ILO ist von einer herausragenden Rolle der G7 nichts zu sehen. Dort sitzen Unternehmer, Gewerkschaften und Regierungen gleichberechtigt jeweils mit einem Drittel der Stimmen am selben Tisch. Das Problem dieses Themas ist allerdings weniger, dass sich die Bundesregierung oder die G7 dazu äußern wollen, sondern wie sie das tun. Und da sieht es so aus, dass über bisherige allgemeine und unverbindliche Bekenntnisse auch in Elmau nicht hinausgegangen wird. Was man bräuchte, wären verbindliche Standards und keine feierlichen Absichtserklärungen. Neu in Elmau ist, dass ein globaler Präventionsfonds, der »Vision Zero Fund« angestoßen werden soll, mit dem Brand- und Gebäudeschutz, Arbeitsinspektoren und Versicherungen gegen Arbeitsunfälle finanziert werden könnten. Das ist aber im Wesentlichen ein nachsorgendes Gremium, das dann, wenn Arbeitsunfälle auftreten, wie beispielsweise bei den menschengemachten Katastrophen im Textilsektor in Bangladesch, etwas Geld zur Verfügung steht, um die Opfer zu entschädigen und kein proaktives Instrument, das den Bedingungen strukturell zu Leibe rückt.
Worum geht in Elmau im harten Kern, wenn die entwicklungspolitischen Themen Feigenblätter sind?
Es geht im Kern darum, die G7 als sogenannte gemeinsame Wertegemeinschaft am Leben zu erhalten und den Abstieg der G7 als weltwirtschaftliche Führungsmächte zu bremsen und möglicherweise sogar rückgängig zu machen. Aber vor allen Dingen steht der geostrategische und sicherheitspolitische Aspekt im Vordergrund, und es besteht die Gefahr, dass das alles übertönt und in den Hintergrund drückt. Mit dem Rausschmiss Russlands aus der alten G8 ist ein ziemlich deutliches Signal verbunden: Nämlich das, dass der Westen zu gemeinsamer Sicherheit mit Russland nicht mehr bereit ist. Es gibt aber keine Sicherheit in Europa ohne gemeinsame Sicherheit mit Russland. Das ist das Problem.
Was ist aus den G20 geworden, die nach dem Beginn der Finanzkrise auf dem Washingtoner Gipfel 2008 auch von den damaligen G8 in die erste Reihe gebeten wurden? Die Argumentation: Nur mit China und anderen großen Schwellenländern könnten die globalen Krisen überhaupt bewältigt werden.
Die G20 arbeiten weiter. Sie werden sich das nächste Mal auf Gipfelebene in der Türkei treffen, wo im Moment die G20-Präsidentschaft liegt. Die G20 haben einiges erreicht, was die Reregulierung des internationalen Finanzsystems betrifft. Sie sind aber auf diesem Wege sozusagen auf halber Strecke stecken geblieben. Große Regulierungsherausforderungen sind nach wie vor nicht bearbeitet, denken wir an das »too-big-to-fail-Problem«, mit dem große Banken quasi Insolvenzschutz genießen, oder denken wir an die Regulierung des Schattenbankensektors: In den fließt immer mehr Kapital, nachdem im offiziellen Bankensektor bescheidene Regulierungen zu greifen beginnen. Das Problem der G20 ist, dass die Agenda etwas ausgefranst ist. Die G20 wollen jetzt auch Entwicklungspolitik machen, sie haben große Infrastrukturprojekte in der Pipeline, die G20 befassen sich mit generellen weltwirtschaftspolitischen Fragen. Und das, obwohl die Kernaufgabe, nämlich die Schaffung einer neuen internationalen Finanzarchitektur, noch ungelöst ist.
Ist von Elmau irgendetwas Substanzielles zu erwarten, oder ist die G7 ein Auslaufmodell, das sich versucht weiter zu erhalten?
Elmau wird wohl vor allem ein Zeremonien-Gipfel mit hohen Kosten, mit einem enormen Aufwand an Sicherheitsmaßnahmen, mit Restriktionen für die Demonstrationsfreiheit und die freie Meinungsäußerung. Vielleicht wird es die eine oder andere Initiative geben. Aber bislang ist nicht bekannt, dass auch in den zwei Themen, die gerne in den Vordergrund gestellt werden – Klimapolitik und die Post-2015-Agenda für die Entwicklungspolitik –, wirklich neue Impulse von den G7 beschlossen werden. Auch deswegen bleiben die G7 eindeutig auf dem absteigenden Ast, und die Frage ist, wie viel Kraft man darin investieren sollte. Mein Vorschlag ist: Vergesst G7!
Eingestellt von Rainer Falk um 14:04 0 Kommentare
Labels: G7