US-Ökonomie: Exportierte Rezession? Vorläufig!
Die in dieser Woche veröffentlichte, korrigierte Zahl für das US-Wachstum im 2. Quartal 2008 – 3,3% (Jahresrate) – scheint alle Konjunkturpessimisten Lügen zu strafen. Doch Nouriel Roubini, der wie kein anderer die multiple Krise der US-Wirtschaft vorausgesagt hatte und deshalb von der New Yolrk Times kürzlich als Dr. Doom (Dr. Unheil) porträtiert wurde, ließ in seinem RGE-Monitor gestern sogleich die Frage stellen, ob es sich dabei nicht nur um eine vorübergehende Erholung handele, bevor die US-Ökonomie so richtig einbricht.
Der derzeit vielleicht am meisten zitierte Star-Ökonom könnte wieder einmal recht behalten. Denn von dem auf den ersten Blick sagenhaften Quartalswachstum von 3,3% wurden 3,1% durch das kräftige Exportwachstum erzielt, das die US-Unternehmen in den letzten Monaten hinlegten. Verantwortlich dafür ist in erster Linie die starke Abwertung des US-Dollars, die die Exporte so stark verbilligte, dass sie sogar die (steigenden) Kosten des Imports von Öl und anderen Rohstoffen überkompensierten. Die Frage ist deshalb in der Tat, wie dauerhaft dieses Aufflackern der Konjunktur wirklich ist. Denn erstens ist es nur die Kehrseite des schwachen Binnenkonsums in den USA, der weiter einbrechen wird, wenn die Wirkungen des jüngsten Konjunkturprogramms der Bush-Administration auslaufen. Und zweitens stellt sich die Frage nach der künftigen Aufnahmefähigkeit der Exportmärkte. Europa jedenfalls fällt aus, wenn die Fahrt in die Rezession weiter anhält.
Wirklich interessant an diesem Vorgang des Exports der Rezession durch den Kanal des Außenhandels ist aber etwas anderes. Was die USA hier seit kurzem praktizieren, ist die gängige Methode, mit der die exportstarken Nationen Europas, allen voran die Bundesrepublik Deutschland, seit Jahren die Schwächen ihrer Binnenökonomie überspielt haben. Angesichts der Verteuerung des Euro stößt das jetzt auch hier an Grenzen. Der Ausweg aus dieser vertrackten Situation könnte nur durch eine gemeinsame und koordinierte internationale Konjunkturpolitik gefunden werden. Den Leserinnen und Lesern dieses Blogs dürfte diese Erkenntnis nicht neu sein. Sie zu verwirklichen, setzt jedoch eine grundlegende Neudefinition der außenwirtschaftlichen Interessen voraus – auf allen Seiten. Und daran hapert es wie immer.