25. April 2012

UNCTAD XIII: Das grosse Totschweigen

Da kämpft eine Spezialorganisation der UNO, die traditionell als Forum der Entwicklungsländer gilt, um das Überleben, und die Welt schaut weg. Was die Industrieländer in Doha betreiben, wäre an sich schon skandalös genug – ein neokolonialer Skandal klassischen Zuschnitts: Einer Organisation soll schlicht das Mandat genommen werden, das sie bisher zur Verteidigung der Interessen des Südens eingesetzt hat. Übertroffen wird dieser Skandal nur noch dadurch, dass bis heute so gut wie kein Medium darüber berichtet, von einigen kleinen Ausnahmen abgesehen. W&E und dieser Blog sind daher z.Zt. ganz oben, wenn nach UNCTAD XIII gegoogelt wird. Doch keines der großen deutschen oder internationalen Blätter brachte bislang auch nur einen Überblicksartikel über die seit Samstag tagende Konferenz, die klären soll, welche Aufgaben UNCTAD in der nächsten Zeit überhaupt noch wahrnehmen darf.

Man sollte meinen, dass die NGOs dieses große Totschweigen nicht mitmachen. Auf internationaler Ebene stimmt das auch. Nicht so jedoch in Deutschland. Hier war mit Ausnahme einer Pressemitteilung von Attac am Sonntag bis heute kein einziger Laut von Seiten der sich sonst so wichtig nehmenden Zivilgesellschaft zu vernehmen. Dabei galt UNCTAD einmal auch für deutsche NGOs als unbedingtes Muss – doch lang, lang ist’s her. Dabei ist die Organisation ein Beispiel dafür, wie sich auch in schwierigen Zeiten des neoliberalen Meinungsmonopols alternative Sichtweisen am Leben erhalten und entwickeln lassen. Ihr ausgerechnet jetzt durch Schweigen die Solidarität zu verweigern, ist nicht hinnehmbar. Es fragt, welcher unter all diesen Skandalen der schlimmste ist. Grund zur Empörung sind sie allemal.

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