11. Juni 2008

Somavia: Globalisierung ohne soziale Gerechtigkeit unhaltbar

Die internationale Gemeinschaft müsse dringend Gegenmaßnahmen ergreifen, um sich einer „Globalisierung ohne soziale Gerechtigkeit“ entgegenzustellen, sagte der Generaldirektor der ILO, Juan Somavia (s. Foto), gestern in seiner Hauptrede auf der 97. Jahreskonferenz der Internationalen Arbeitsorganisation in Genf. „Globalisierung ohne soziale Gerechtigkeit … schafft Wachstum ohne genügend hochwertige Arbeitsplätze … ein stetes Wachstum der Produktivität, aber nicht der Löhne … Fortschritte im Kampf gegen die extreme Armut, vertieft aber gleichzeitig die Ungleichheit“, so Somavia.

Laut Somavia habe die ILO die einmalige Chance, eine zentrale Rolle beim Aufbau eines Systems der Global Governance zu spielen, das finanzielle Stabilität und Investitionen für Entwicklung mit fairem Handel und menschenwürdiger Arbeit kombiniert. In Anspielung auf die aktuelle Finanzkrise sagte der ILO-Direktor: „Wir haben viel über die Suprime-Krise der Finanzmärkte gehört. Aber es gibt auch eine Krise, die ich Krise der ‚Subprime-Arbeit‘ nennen würde – minderwertige und verwundbare Jobs, ohne grundlegende Rechte, ohne Grundsicherheit, ohne Aussicht auf Aufstieg und Würde.“

Die internationale Gemeinschaft solle – aufbauend auf den Millenniumszielen (MDGs) – eine wirksame „soziale Barriere“ entwickeln, die die Menschen davor bewahrt, in die Not abzurutschen und ihnen hilft, Armut zu überwinden und auf der Leiter der Chancen aufzusteigen. „Wir können die Beschäftigungsmöglichkeiten für die drei Milliarden Menschen, die in Armut leben, beträchtlich ausweiten. Wir können zur Schaffung eines arbeitsintensiven und nachhaltigen Wachstumsmusters beitragen“, so Somavia. – Sicher enthält die Rede des ILO-Generaldirektors substantiell nichts, was er nicht schon früher gesagt hätte. Vielleicht passt sie heute aber etwas besser in die Landschaft, seit die „inklusive Globalisierung“ auch in das rhetorische Standardrepertoire der Weltbank aufgestiegen ist und der Abgesang auf den Washington Consensus zu ihrer offiziellen Linie gehört (>>> Beerdigung des Washington Consensus).

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