5. Oktober 2009

Istanbul: The Show is over, doch die Debatte geht weiter


Eigentlich geht es noch heute und morgen weiter. Aber da die wichtigen Beschlüsse traditionsgemäß schon vorher gefasst werden, beschränkt sich der Rest – die eigentliche Gouverneursversammlung – auf die Schaufenster-Reden der Minister. Höchste Zeit, diese Baustelle der Globalisierung zu verlassen…

Dass das Wichtigste vorbei ist, heißt nicht, dass es nicht noch interessante Kommentare geben wird. Einer erscheint heute in der Financial Times. Alnoor Ebrahim von der Harvard Business School fordert darin, dass die Weltbank ihr Geschäftsmodell in Ordnung bringen soll. Dazu gehöre u.a., dass mit der Hauptaufgabe „Armutsbekämpfung“ endlich Ernst gemacht wird. Was den Kommentar von vielen anderen unterscheidet ist, dass er auf die inhärenten Widersprüche der gegenwärtigen Geschäftspolitik verweist, die hohe Kredite an große Länder belohnt, ebenso wie Großfinanzierungen für Großprojekt, deren Relevanz für die Armen oft zweifelhaft ist.

Was auch zu bearbeiten bleibt, ist die Frage, wie weit der IWF seine Konditionalität in der Krise wirklich geändert hat. In einem Papier, das er kurz vor der Jahrestagung herausbrachte, behauptet der Fonds, gerade seine Kredite an Niedrigeinkommensländer hätten deren „Policy Space“ erweitert und mehr Spielraum für antizyklische Wirtschaftspolitik geschaffen. Das Gegenteil behauptet das Centre for Economic Policy Research (CEPR) in einer Studie, die heute veröffentlicht wurde. Danach findet sich in den meisten der untersuchten IWF-Kredite an die Ärmsten der Armen die traditionelle prozyklische Konditionalität wieder, die in der Vergangenheit so viel Unheil angerichtet hat. Mehr dazu und vor allem, wer richtig liegt, wird demnächst in Weltwirtschaft & Entwicklung untersucht werden.

Keine Kommentare: