Gipfel in Biarritz: Die Krisen und die G7
Im Vorfeld des
G7-Gipfels, der am Wochenende in Biarritz zusammenkommt, philosophierte der
Gastgeber, der französische Präsident Emmanuel Macron, über die Krisen dieser
Welt. Wir durchlebten derzeit eine „tiefe Krise der Demokratrie“, sagte er und
fügte hinzu, es gebe auch eine „Krise des Kapitalismus“ und eine „Krise der
Ungleichheit“. Eine „Krise der G7“ erwähnte er nicht. Da trifft es sich gut,
dass Oxfam pünktlich zum Gipfel eine Studie herausgebracht hat – eine Handreichung
gleichsam, die unter dem Titel The G7‘s Deadly Sins („Die sieben Totsünden der G7“) die Versäumnisse der G7 auf
sieben wichtigen Politikfeldern benennt und aufzeigt, was die G7 tun müssen, um
soziale Ungleichheit zu verhindern.
Die
Ankündigung Macrons, den Kampf gegen soziale Ungleichheit zur Priorität auf dem
kommenden G7-Gipfel zu machen, wird in der Tat ein Lippenbekenntnis bleiben,
wenn die G7 ihre aktuelle Politik fortsetzen: Ungerechte Steuersysteme und
schädliche Steuerpraktiken verhelfen Unternehmen und reichen Einzelpersonen zu
drastischen Gewinnen, enthalten Entwicklungsländern aber wichtige
Steuereinnahmen vor. Die Einnahmen fehlen den Entwicklungsländern, um sie in
öffentliche Bildungs- und Gesundheitssysteme sowie soziale Sicherung zu
investieren. Dies wäre aber dringend nötig, um Armut und Ungleichheit zu
verringern und Geschlechtergerechtigkeit zu stärken, da Frauen und Mädchen
derzeit den Löwenanteil an unbezahlter Pflege- und Sorgearbeit leisten.
Ein
wichtiges Instrument gegen schädliche Steuerpraktiken ist Transparenz. Doch beispielsweise
Deutschland treibt hier seit Jahren ein doppeltes Spiel: „Die Bundesregierung
spricht sich für Steuertransparenz aus, blockiert aber in Europa nach Kräften
eine Regelung, die Konzerne verpflichten würde, öffentlich zu berichten, in
welchen Ländern sie wie viel verdienen und welche Steuern sie darauf zahlen“,
kritisiert Oxfam. Zwar setzt sich Deutschland gemeinsam mit Frankreich
international für Mindeststeuersätze ein, tut aber wenig dafür, dass deutsche
Unternehmen in Entwicklungsländern tatsächlich höhere Steuern zahlen.
Auch
beim Klimaschutz werden die G7-Länder (und keineswegs nur die USA) ihrer
Verantwortung nicht gerecht. Keines
der G7-Länder auch nur annähernd genug, um den Klimawandel zu begrenzen und
arme Länder darin zu unterstützen, sich an die Folgen der Erderwärmung
anzupassen. Dürren, Stürme und Überschwemmungen rauben bereits heute Millionen
Menschen im Globalen Süden ihre Existenzgrundlagen und verschärfen dort Armut
und Hunger. Die Verantwortung hierfür liegt klar bei den G7-Ländern, auf die
ein Großteil der weltweiten CO2-Emissionen entfällt.
Auch
Deutschland kommt seiner Verantwortung nicht ausreichend nach: „Statt das
Pariser Abkommen in Deutschland umzusetzen, bremst die Bundesregierung den
Ausbau der erneuerbaren Energien, bekämpft in Brüssel wirksame
Effizienzstandards für Autos und möchte, dass noch bis 2038 Kohlekraftwerke
Treibhausgase in die Luft pumpen. Es sind vor allem die Ressorts Wirtschaft,
Verkehr und Landwirtschaft, die damit die Überhitzung der Atmosphäre weiter
anfeuern“, kritisiert Oxfam.
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