18. Januar 2012

Agrarspekulation: NGO-Attacke auf Deutsche Bank

Drei NGOs – Oxfam, Misereor und WEED – werfen der Deutschen Bank vor, mitverantwortlich für Preisexplosionen auf den Weltagrarmärkten zu sein, die die Lebensmittel für in Armut lebende Menschen unbezahlbar machen. Die Nichtregierungsorganisationen fordern den Finanzriesen auf, bis Ende Januar 2012 den Ausstieg aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln zu beschließen und schnellstmöglich umzusetzen. Die Deutsche Bank ist global die Nummer 1 bei börsengehandelten Rohstoffprodukten (ETPs: Exchange Traded Products) im Agrarbereich.

Die Entwicklung der Nahrungsmittelpreise, insbesondere die starken Preisschwankungen, lassen sich nicht nur mit den Ernteerträgen, der Nachfrage und den Lagerbeständen erklären. Zahlreichen Experten zufolge, darunter die Weltbank, spielten die Investment- bzw. Indexfonds der Deutschen Bank und anderer Finanzspekulanten bereits eine Schlüsselrolle bei der Preisexplosion bei Nahrungsmitteln im Jahr 2007/2008. Von Januar 2005 bis Juni 2008 waren die Weizenpreise um 127% gestiegen, und die Maispreise hatten sich verdreifacht. 100 Millionen Menschen konnten sich infolge der Preisexplosion nicht mehr ausreichend Nahrungsmittel leisten und mussten hungern.

Recherchen im Auftrag von Oxfam, Misereor und WEED haben ergeben, dass aus 45 Rohstofffonds der Deutschen Bank bis zum Jahresende 2010 knapp 5 Mrd. US-Dollar in Agrarrohstofffonds und knapp 3,6 Mrd. US-Dollar in Energiefonds investiert worden sind. Diese Fonds wetten auf steigende Agrar- bzw. Ölpreise und tragen damit zu Preisspitzen bei Nahrungsmitteln bei. Misereor-Hauptgeschäftsführer Josef Sayer fordert deshalb, die Deutsche Bank dürfe nicht nur gegenüber ihren Aktionären, sondern müsse ihre Verantwortung in einer globalisierten Welt auch gegenüber den Ärmsten wahrnehmen und mit dem Ausstieg aus der Nahrungsmittelspekulation ein Zeichen setzen. Markus Henn, Finanzexperte bei WEED, verweist auf den Zusammenhang zwischen steigenden Ölpreisen und steigenden Nahrungsmittelpreisen. Steige der Ölpreis, so steige auch der Preis von Nahrungsmitteln.

Oxfam, Misereor und WEED fordern die Bundesregierung auf, im Kontext der EU-Finanzmarktreform für mehr Transparenz auf den Warenterminmärkten zu sorgen und die maßlose Spekulation durch Höchstgrenzen für den Handel mit Termingeschäften einzudämmen.

1 Kommentar:

André Gaufer hat gesagt…

Keine Rendite auf Kosten der Ärmsten
Jeder kann auf Geldanlagen verzichten, die Mensch und Umwelt schaden! Keiner braucht Finanzprodukte, die auf Kosten der Ärmsten mit Nahrungsmitteln spekulieren! Dafür setzt sich die Initiative www.handle-fair.de ein!