28. Januar 2011

Sarko und Schattenbanken: Putzmunter in Davos

Es gehört zu den Besonderheiten Frankreichs, dass die Academie Française auch den korrekten Sprachgebrauch des Präsidenten überwacht. So verwundert es nicht, dass Nicolas Sarkozy in seiner Rede in Davos nur einmal ein englisches Wort gebrauchte: „le shadow banking“. Die Pariser Sprachwächter werden es ihm nachsehen, denn für „Schattenbanken“ gibt es kein französisches Wort. Die Schattenbanken (Hedgefonds und andere „alternative“ Investment und Spekulationsfonds) sind auch in Davos wieder putzmunter beim Lobbying für ihre Interessen.

Interessant ist ein Schlagabtausch zwischen dem zweiten Mann von Goldman Sachs, Gary Cohn, und führenden Hedgefonds-Managern. Auf einer Podiumsdiskussion hatte Cohn davor gewarnt, dass Banken nicht zu stark reguliert werden sollten, weil die Investoren dann auf das System der Schattenbanken ausweichen würden. Die Hedgefonds-Manager reagierten, der Goldman-Sachs-Banker betreibe nur sein eigenes Konkurrenzgeschäft und sei im Übrigen auf zynische Weise darum bemüht, die Regulationsbestrebungen gegenüber dem Bankensektor zurückzudrängen und zu schwächen. Schließlich sei Goldman Sachs noch bis vor kurzem – bis zum Verbot des Eigenhandels – der größte Hedgefonds der Welt gewesen.

Der Schlagabtausch ist nicht so sehr wegen der Argumente der Beteiligten interessant. Er illustriert aber, dass die Hedgefonds nicht nur in Davos aktiv sind, sondern dass bislang sehr wenig von dem umgesetzt wurde, was die G20 im vorletzten Jahr versprochen hatten, dass nämlich künftig kein Markt, keine Branche und kein Produkt von der staatlichen Regulierung ausgenommen sein dürfe. So gesehen ist die Auseinandersetzung eigentlich eine Steilvorlage für die unerledigten Aufgaben, die Frankreich während seiner G20-Präsidentschaft angehen will. Sarkozys Rede – nicht so zugespitzt wie im letzten Jahr (>>> Bravo, Sarko!) – war allerdings eher der Versuch, die Skeptiker für den Dialog über die französische Agenda zu gewinnen, als eine Präsentation konkreter Vorschläge. Von einem Burgfrieden mit dem Finanzsektor hält der französische Präsident aber nichts: Auf die Frage von Jamie Dimon, dem derzeitigen CEO von Morgan Sachs, ob Banken und öffentliche Behörden nicht endlich Frieden schließen sollten, antwortete Sarkozy mit dem kompletten Kanon der Kritik an Bonus-Praktiken, Derivate-Handel und Offshore-Finanzzentren.

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