12. Januar 2011

Rodriks Regeln für eine neue Weltwirtschaftsordnung

Nehmen wir an, die führenden Politiker der Welt würden sich erneut in Bretton Woods, New Hampshire, treffen, um eine neue Weltwirtschaftsordnung zu entwerfen. Sie würden sich dabei natürlich in erster Linie mit den heutigen Problemen befassen: der Krise der Eurozone, der globalen Erholung, Finanzregulierung, den internationalen makroökonomischen Ungleichgewichten usw. Doch die Behandlung dieser Fragen würde die versammelten Führer zwingen, darüber hinauszugehen und die Solidität der weltwirtschaftlichen Arrangements insgesamt zu überdenken. In seinem neuen Buch, The Globalization Paradox, diskutiert der Harvard-Wissenschaftler Dani Rodrik sieben Prinzipien einer neuen Weltwirtschaftsordnung. Am interessantesten vielleicht ist Prinzip 2, das sich mit der Überlebensfähigkeit des Nationalstaats beschäftigt:

Auf absehbare Zukunft dürfte eine demokratische Staatsführung weitgehend innerhalb nationaler politischer Gemeinwesen organisiert sein. Der Nationalstaat lebt, auch wenn er etwas schwächeln mag, und bleibt im Wesentlichen das das einzige Spiel am Ort. Das Streben nach einer Weltregierung ist vergebliche Liebesmüh. Dass die nationalen Regierungen erhebliche Kontrollgewalt an die transnationalen Institutionen abgeben, ist kaum zu erwarten; zudem würde eine Regelharmonisierung Gesellschaften mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Präferenzen nichts nutzen. Die Europäische Union könnte die einzige Ausnahme von diesem Axiom sein, obwohl ihre gegenwärtige Krise es eher zu belegen scheint.

Allzu oft verschwenden wir internationale Zusammenarbeit auf übertrieben ehrgeizige Ziele. Dabei kommen letztlich schwache Ergebnisse heraus, die den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen den großen Ländern darstellen. Wenn internationale Zusammenarbeit „erfolgreich“ ist, bringt sie Regeln hervor, die entweder zahnlos sind oder die Präferenzen der mächtigeren Länder widerspiegeln. Die Baseler Regeln über die Kapitalanforderungen und die Regeln der Welthandelsorganisation zu Subventionen, geistigem Eigentum und Investitionsmaßnahmen typisieren diese Art von übertriebenem Ehrgeiz. Wir können die Effizienz und Legitimität der Globalisierung stärken, indem wir die demokratischen Verfahren im eigenen Lande unterstützen, statt sie kaputtzumachen.

Eine Übersicht über alle sieben Prinzipien findet sich >>> hier.


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