Zwischen Illusion und Affirmation: Die NGOs vor Los Cabos
Ein
„starkes Signal nach Rio“, bei dem „nicht das Wirtschaftswachstum, sondern die
soziale und ökologische Gerechtigkeit“ im Vordergrund steht, fordert der
Dachverband entwicklungspolitischer NGOs VENRO
vom G20-Gipfel, der am Montag in Los Cabos beginnt. Das ist wohlmeinend, aber
eine glatte Illusion, hat doch die mexikanische Präsidentschaft bewusst „grünes
Wachstum“ auf die Tagesordnung gesetzt. Damit setzt sie die G20 in direkten
Gegensatz zu Rio+20, wo wenigstens noch um die Definition des
Green-Economy-Konzepts gerungen wird.
Die
G20 sollten kräftig Druck auf die deutsche Kanzlerin und ihr ihren
Austeritätskurs austreiben, fordert WEED.
Das ist schon realistischer, könnte die internationale Isolierung Merkels
inzwischen doch kaum größer sein. Doch wenn die G20 ihre Sinatra-Linie des „I
do it my way“ fortsetzen, ermöglichen sie ihr, weiter zu machen, was sie will. Eine
Lösung der Eurokrise wäre allerdings auch im Interesse der Entwicklungsländer,
worauf Oxfam heute in seinem „Curtain raiser“ für Los Cabos hinweist: Ein
Auseinanderbrechen der Eurozone würde die armen Länder mindestens 30 Mrd.
Dollar kosten, 20 Mrd. aufgrund rückläufiger Exporteinnahmen und 10 Mrd. Dollar
aufgrund rückläufiger Investitionszuflüsse – wobei die öffentliche
Entwicklungshilfe schon im letzten Jahr um 2,4 Mrd. Dollar gesunken ist.
Völlig
auf die Linie der G20 scheint dagegen Bonos NGO ONE eingeschwenkt zu sein. Die
G20 sollten den Kampf gegen die Korruption fortsetzen, den mehrjährigen Aktionsplan
von Cannes zur Landwirtschaftsförderung fortsetzen und „eng mit den
afrikanischen Regierungen, multilateralen Entwicklungsbanken und dem
Privatsektor kooperieren, um Hindernisse für Investitionen in Infrastruktur zu
beseitigen“, heißt es in einer Presseerklärung – als seien die G20 überall im Süden auf dem
besten Weg und als gebe es keine Zielkonflikte zwischen den Interessen des
Privatsektors und einer vernünftigen Infrastrukturentwicklung oder der
Sicherung der Welternährung. Hier scheint es so, als sei man definitiv auf den
Weg der affirmativen Verstärkung der Vorgaben von oben übergegangen und habe
selbst rhetorisch jedwede Graswurzelorientierung aus dem Auge verloren.
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