9. Februar 2009

Fataler Mangel an Koordination und Kooperation in der Krise

Alle Welt – vom IWF bis zur Financial Times, von der UNCTAD bis zur Weltbank – beklagt den eklatanten Mangel an Kooperation und Koordination zwischen den großen Nationalstaaten in der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise. Eine neue Breitseite gegen „unsere lethargischen Führer“ feuert die FT in ihrer heutigen Ausgabe ab. In seiner Kolumne wettert Wolfgang Münchau:

„Wenn man den Beginn der gegenwärtigen Phase der Krise auf den Bankrott von Lehman Brothers Mitte September datiert, haben die Politiker fast fünf Monate verschwendet, während der die Debatte meist um die Größe und die Entwicklung nationaler Konjunkturprogramme kreiste. In mehreren Ländern treten diese nicht einmal vor der zweiten Hälfte dieses Jahres in Kraft.
Der Welt würde es viel besser gehen mit einem schnelleren, vielleicht kleineren, aber global koordinierten Paket, das den nationalen Konsum in China, Japan und der Eurozone ermutigt hätte, mit einen Schwerpunkt auf Investitionen im öffentlichen Sektor in den USA, Hilfe für verzweifelte Schuldner und einem global koordinierten Programm zur Restrukturierung des Finanzsektors…
Der nächste wichtige globale Gipfel im Rahmen der G20 findet nicht vor April statt. Das sind weitere zwei Monate, in denen die Weltwirtschaft schrumpfen kann.“

In der Tat: So Schlag auf Schlag, wie derzeit Hiobsbotschaften über rückläufige Produktionszahlen, steigendende Arbeitslosigkeit, einen schrumpfenden Welthandel und den Einbruch des weltweiten Transports eintreffen, sollte man meinen, dass die führenden Politiker der Industrieländer ununterbrochen zusammensitzen, um ihre Haushalts-, Währungs- und Wechselkurspolitik aufeinander abzustimmen, und sei es nur, um der eigenen Öffentlichkeit die eigene Besorgnis zu demonstrieren. Staatdessen dominieren nationale Alleingänge nach dem alten Sinatra-Motto „I do it my way“. Besonders fatal ist der Umstand, auf den der IWF kürzlich zu Recht hingewiesen hat: All die schönen Konjunkturprogramme werden nichts nützen, wenn nicht endlich entscheidende Fortschritte bei der Restrukturierung des Finanz- und Bankensektors gemacht werden. Das ist derzeit in der Tat der Engpass, an dem alles stagniert. Nachdem zig Milliarden Dollar in den Rettungspaketen für die Banken verbrannt wurden, ist der Finanzsektor immer noch in der gleichen prekären Lage wie vorher. Und noch fataler: Abhilfe ist nicht in Sicht.

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