3. Januar 2008

Paul Krugman: Handelskritiker Ernst nehmen!

Rechtzeitig zum Beginn des US-Präsidentschaftswahlkampfs hat der prominente Ökonom Paul Krugman davor gewarnt, die Kritiker von Freihandelsabkommen mit Floskeln abzuspeisen, wie sie verstünden nichts von Ökonomie oder würden sich in den Dienst von Sonderinteressen stellen. Die Skeptiker einer ungebremsten Expansion des Außenhandels hätten Gründe und verdienten Respekt, schreibt Krugman in seiner letzten New-York-Times-Kolumne im letzen Jahr (The trouble with trade). Er sei kein Protektionist. Und diejenigen, die davon ausgingen, dass Globalisierung immer und überall schlecht sei, lägen falsch. Doch unbestreitbar gehe von der Globalisierung ein wachsender Druck auf Löhne und Arbeitsbedingungen amerikanischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus.

Krugman verweist in diesem Zusammenhang auf folgende Trends: Gerade kürzlich habe die US-Ökonomie eine Wasserscheide überschritten. Lange Zeit importierten die USA Öl und andere Rohstoffe aus der Dritten Welt, während Fertigwaren aus anderen industrialisierten Ländern kamen, wie Kanada, Europa und Japan. Inzwischen importieren die USA mehr Fertigwaren aus der Dritten Welt als aus anderen Industrieländern. Krugman hatte früher selbst vor übertriebenen Globalisierungsthesen gewarnt und Anfang der 90er Jahre darauf hingewiesen, dass der relative Anteil der Fertigwarenimporte aus der Dritten Welt am Bruttoinlandsprodukt (BSP) der USA relativ bescheiden sei. Heute schreibt er:

„Das Problem besteht darin, dass diese Effekte (wie Druck auf Löhne und Arbeitsplätze; R.F.) nicht länger so bescheiden wie früher sein dürften, da Importe von Fertigwaren aus der Dritten Welt dramatisch gewachsen sind – von nur 2,5% des BSP 1990 auf 6% 2006.
Und das größte Importwachstum kam aus Ländern mit sehr niedrigen Löhnen. Die ursprünglichen ‚neu-industrialisierenden Länder‘, die Fertigwaren exportierten – Südkorea, Taiwan, Hongkong und Singapur – zahlten Löhne, die 1990 etwa 25% des US-Niveaus ausmachten. Seither haben sich die Quellen der US-Importe nach Mexiko verlagert, wo die Löhne gerade mal 11% des US-Niveaus betragen, und nach China, wo sie nur 3 oder 4% ausmachen. (…)
Es wird oft behauptet, dass die Begrenzung des Handels nur einer kleinen Anzahl von Amerikanern nützt, während sie der großen Mehrheit schadet. Das stimmt nach wie vor bei Dingen wie den Importquoten für Zucker. Aber wenn es um Fertigwaren geht, kann man zumindest umgekehrt argumentierten. Die hoch qualifizierten Arbeitnehmer, die vom wachsenden Handel mit den Dritte-Welt-Ökonomien profitieren, sind eine Minderheit, deren Zahl von den Verlierern weit übertroffen wird.“


Die künftige Handelspolitik der USA dürfte schon im Vorwahlkampf eine große Rolle spielen (>>> Auszeit für Doha und Revival für Sozialklauseln unter Hillary?). Unter der letzten Clinton-Administration ging Krugman leer aus, als die führenden Jobs unter Ökonomen verteilt wurden. Vielleicht hat er diesmal ja mehr Glück – Obama hin, Hillary her.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

zerbombt den IWF. Der IWF will uns alle aushungern und foltern! zerstört washington oder lasst euch von washington zerstören! Das sind milton-friedmansche anti-sozialdemokratische global-kolonial-diktatoren. Ihr werdet sehen; wenn ihr sie nicht tötet, töten sie euch!