23. Januar 2013

Weltwirtschaftsforum in Davos: Die Banker sind back

Erstmals seit 2008 wird Lloyd Blankfein, der Chief Executive von Goldman Sachs, wieder einen Auftritt auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos haben, dessen diesjährige Ausgabe heute begonnen hat. Und mit ihm sind auch andere Spitzenbanker wieder dabei, die die Öffentlichkeit seit dem Ausbruch der globalen Finanzkrise gerne gemieden hatten. Es scheint, als seien sie die Spezies, auf die das Motto des Treffens „Resilient Dynamism“ vor allem gemünzt ist. Resistent und dynamisch präsentieren sie sich in den Schweizer Bergen, z.B. beim Auftaktforum heute Morgen unter dem Thema „The Global Financial Context“.

Das Selbstbewusstsein der Bankenführer war so unübersehbar, dass da der Stellvertretende Geschäftsführende Direktor des IWF, Min Zhu aus China, geradezu als einsamer Rufer in der Wüste wirkte, als er sagte, in Sachen Finanzmarktreform sei noch ein weiter Weg zu gehen und es sei ein großer Fehler, würde man die begonnenen regulatorischen Veränderungen zurückdrehen wollen. Die anderen Teilnehmer sahen das anders und redeten unter verschiedenen Vorwänden dem „regulatory retreat“ – dem regulatorischen Rückzug – das Wort. Axel Weber, ehemals Präsident der Bundesbank, jetzt Vorstandsvorsitzender der Schweizer UBS-Bank, meinte, es müsse einheitliche globale Regulierungsstandards geben – wohl wissend, wie schwer diese zu erreichen sind. Andrey L. Kostin von der russischen VTB-Bank brachte den Backlash auf den Punkt und sagte, es gehe um „bessere“, nicht unbedingt um „mehr“ Regulierung. Und Jamie Dimon von JPMorgen Chase sowie der Chef von Elliott Capital Management, Paul Singer, schoben sich gegenseitig die Schuld zu, wer nun intransparenter („opaque“) sei, die Banken oder die Hedgefonds.

Dass Singer in Davos auftauchte, ist besonders bemerkenswert, nicht nur weil diese Art von Schattenbank-Akteuren gemeinhin das Licht scheut wie der Teufel das Weihwasser, sondern auch, weil er schon im nächsten Monat auf ein Urteil der US-Justiz zugunsten der von ihm vertretenen Geierfonds gegen Argentinien hofft (>>> Argentinien unter Geiern). Dass die „Davos People“ auch angesichts der Erfahrungen der letzten Jahre und aller schön klingenden Reuebekundungen der letzten Zeit dieselben geblieben sind, wurde schlaglichtartig deutlich, als die Moderatorin des Eröffnungspanels spontan in das über 600-köpfige Publikum fragte, wer ebenfalls für den „regulatorischen Rückzug“ sei: Da waren es schätzungsweise 90%, die ihre Hand hoben.

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