19. Juni 2012

Die G20 ist nicht das einzige Pferd im Stall

Traditionelles Familienfoto des Gipfels
Es läuft wie erwartet in Los Cabos an der Südspitze der mexikanischen Halbinsel Baja California. Während der G20 in seinen zweiten (und letzten) Tag geht, sind die ersten Formulierungen aus dem Kommuniqué durchgesickert. Danach werden die G20 feststellen: “The euro area member states at the G20 will take all necessary policy measures to safeguard the integrity and stability of the euro area, including the functioning of financial markets and breaking the feedback loop between sovereigns and banks.” Und: “We support the intention to consider concrete steps towards a more integrated financial architecture, encompassing banking supervision, resolution, and recapitalisation, and deposit insurance.” Gemeint ist die Finanzarchitektur der Eurozone.

Es lässt sich nicht mehr ermitteln, zum wievielten Male ein Gipfel verkündet, dass “alle notwendigen politischen Maßnahmen” ergriffen werden – und dies von jedermann und jederfrau nach seinem/ihrem Gusto. Immerhin sagen die Europäer zu, weitere Schritte zur finanziellen Integration zu gehen. Ob sie damit die wachsenden Sorgen der anderen G20-Staaten vor einer Anstrengung durch die europäische Schuldenkrise beruhigen können ist allerdings höchst zweifelhaft.

Wer sich in jedem Fall lieber auf sich selbst verlassen will, sind die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika). Nach einem Treffen am Rande des G20-Gipfels verkündeten sie gestern Abend, mit dem Aufbau eines eigenen finanziellen Sicherheitsnetzes beginnen zu wollen. Gedacht ist daran, Währungsreserven in einem gemeinsamen Pool zu sammeln, auf den die einzelnen Länder im Falle einer plötzlichen Kapitalflucht zurückgreifen können. Pate des Projekts ist die Chiang Mai-Initiative der asiatischen Länder, die kürzlich erneut aufgestockt wurde und die eine Art Vorform für einen Asiatischen Währungsfonds ist.

Die neue BRICS-Initiative soll bis 2013 stehen und geht über alles hinaus, was bislang in diesem Rahmen beschlossen wurde, darunter auch eine neue, gemeinsame BRICS-Entwicklungsbank. Auch wenn der finanzielle Umfang erst heute bekannt gegeben werden soll, zeigt sich, dass die G20 keineswegs das einzige Pferd sind, auf das die BRICS setzen. Auf jeden Fall wird es interessant werden, in welchem Verhältnis die Größenordnung des neuen Fonds und die Zusagen der BRICS zur Aufstockung der Finanzmittel des IWF zueinander stehen. Diese sollen ebenfalls heute im Laufe des Tages bekannt gegeben werden.

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