9. Februar 2011

IWF: Fatales Versagen vor der Finanzkrise

Wie kläglich der Internationale Währungsfonds (IWF) bei der Vorhersage der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise versagt hat, kann man jetzt auch in einem Report nachlesen, den das Unabhängige Evaluierungsbüro (IEO) des Fonds herausgebracht hat. Der Bericht mit dem Titel IMF Performance in the Run-up to the Financial and Economic Crisis: IMF Surveillance in 2004-07 stellt fest, dass der IWF vor dem Ausbruch der Krise keinerlei klare Warnungen vor den Risiken und der Gefährlichkeit der Entwicklung auf den Finanzmärkten gegeben hat. Selbst noch im April 2007 waren die Hauptbotschaften des Fonds durch „übermäßiges Vertrauen in die Solidität und Widerstandsfähigkeit der großen Finanzinstitute und die Unterstützung der finanziellen Praktiken in den wichtigsten Finanzzentren“ gekennzeichnet. Die mit dem Immobilienboom und den sog. Finanzinnovationen verbundenen Risiken seien heruntergespielt worden – ebenso wie die Notwendigkeit einer stärkeren Regulierung des Finanzsektors.

Das IEO fand heraus, dass die Erkenntnisfähigkeit des IWF in diesen Fragen durch eine Reihe von Faktoren behindert wurde, allen voran ein hoher Grad an „gruppenkonformem Denken“ im Fonds (man könnte auch sagen: Betriebsblindheit), „intellektueller Befangenheit“ und ein allgemeiner Glauben, dass der Ausbruch von schweren Finanzkrisen in den industrialisierten Zentrumsländer unwahrscheinlich sei. In die Risikoanalysen, die der IWF nach der Asienkrise durchführte, wurden die Industrieländer überhaupt nicht einbezogen. Vor allem gegenüber der Wall Street und London herrschte im IWF offensichtlich blindes Vertrauen. Aufgespießt wird von den Verfassern des Berichts auch „eine institutionelle Kultur, die gegensätzliche Standorte entmutigt“.

Der Bericht räumt ein, dass der IWF inzwischen einiges unternommen hat, um seine Analyseinstrumente und seine Surveillance-Fähigkeit zu schärfen, dass aber noch viel zu tun bleibe: Im Fonds müsse ein Umfeld geschaffen werden, das zur Offenheit ermutige und abweichende Meinungen berücksichtige. Anreize müssten so modifiziert werden, damit „gegenüber der Macht die Wahrheit gesagt“ werden könne („speak truth to power“). Die „Silomentalität“ und die „Inselkultur“ müsse überwunden werden. – Dies ist alles richtig. Doch fragt man sich dennoch, wieso der Fonds als der große Gewinner aus der Finanzkrise hervorgehen konnte, wo es doch nicht das erste Mal ist, dass das Versagen des IWF öffentlich thematisiert wird.

>>> W&E-Dossier IWF und Weltbank

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