24. Januar 2010

Wirtschaftsprognose 2010: Weltbank folgt UNO

Erstaunlich einig ist sich der jetzt erschienene Weltbank-Bericht Global Economic Prospects 2010 (GEP) mit dem kurz zuvor publizierten Bericht der UN-Abteilung für wirtschaftliche und soziale Entwicklung (>>> World Economic Situation and Prospects 2010 – WESP). In die gleiche Richtung gehen sowohl die Wachstumsprognosen als auch die Diagose der weltwirtschaftlichen Lage und die Politikempfehlungen. Der WESP, den ich meinem eigenen Ausblick auf die Weltwirtschaft im Jahr 2010 zugrunde gelegt habe (>>> W&E 01/Januar 2010 – s. Abb.), schätzt das durchschnittliche globale Wachstum 2009 auf -2,9% und rechnet für 2010 mit durchschnittlich 2,4%. Der GEP erwartet für 2009 -2,2% und 2,7% für 2010. Es lässt sich also allenfalls sagen, dass die Weltbank-Ökonomen bei dem für letztes Jahr erwarteten Rückgang etwas weniger pessimistisch und für dieses Jahr etwas optimistischer sind als die UN-Ökonomen.

Interessant ist, dass die UN-Prognose in einer Vorabveröffentlichung des Ausblicks schon Anfang Dezember letzten Jahres vorgelegen hat, während mit dem GEP erst jetzt die erste Weltbank-Prognose für 2010 erschienen ist. Vielleicht erklärt dies etwas, vielleicht auch nichts. Unisono warnen beide Berichte jedenfalls vor einer vorzeitigen Rücknahme der Konjunkturpakete und vor der Möglichkeit einer erneuten Rezession („double-dip recession“) in diesem Fall. Wesentlich weiter geht allerdings der UN-Bericht bei den Vorschlägen zur Rückführung der globalen Ungleichgewichte. Hier unterstreicht der WESP vor allem die Notwendigkeit, die Nachfrage innerhalb der betroffenen Länder neu auszubalancieren. Und natürlich betont der UN-Bericht die Notwendigkeit einer tiefgreifenden Reform der Global Governance und der Bretton-Woods-Institutionen, worüber sich der Weltbank-Report ausschweigt.

Einig ist man sich dann wieder in der Beurteilung der regionalen Entwicklung. Alles in allem hat der Süden nach der Finanzkrise mit höheren Kreditkosten und reduzierten internationalen Kapitalzuflüssen zu tun, wobei es aber große regionale Unterschiede gibt. Eindeutig führt Südostasien den weltweiten Wiederaufschwung an, während auch in Lateinamerika die Erholung wegen verbesserter „Fundamentaldaten“ erstaunlich robust ist. Sorgen bereiten dagegen die Risikoentwicklung in Osteuropa und die länger anhaltenden Auswirkungen der Finanzkrise auf Subsahara-Afrika. Bemerkenswert: Insgesamt verblassen die unmittelbaren Erholungstrends der Industrieländer gegenüber dem kräftigen „Rebound“ im Süden des Globus.

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