27. Januar 2010

Willkommen zurück in der Wachstumswelt

Rechtzeitig zum Weltwirtschaftsforum in Davos warten der IWF und die ILO mit einer frohen und einer traurigen Wachstumsbotschaft auf. Der IWF hat in seinem Globalen Outlook die Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft im Jahre 2010 auf fast 4% nach oben korrigiert und rechnet für 2011 gar mit 4,3%. Mit seiner Vorhersage von 3,9% für 2010 (auf der Basis von Kaufkraftparität – PPP) liegt der IWF fast einen Prozentpunkt höher als im letzten Oktober, weit über der Prognose der Vereinten Nationen, aber auch der Weltbank (>>> Wirtschaftsprognose 2010). Damit ist er zwar Weltmeister in Optimismus – in den anderen Aussagen zur gegenwärtigen Konjunktur (ungleiche Entwicklung in den Emerging Economies und der dahin dümpelnden alten Welt, Bedeutung der staatlichen Konjunkturprogramme für den Aufschwung) unterscheidet er sich aber nicht.

Wachstum verzeichnet auch die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in ihren neuen Global Employment Trends. Allerdings wird hier das Wachstum der Arbeitslosigkeit im Gefolge der Wirtschafts- und Finanzkrise dokumentiert. Diese erreichte im Jahr 2009 weltweit fast 212 Millionen und stieg damit gegenüber 2007, dem Jahr des Ausbruchs der globalen Krise um 34 Millionen. Da die Arbeitslosigkeit auch 2010 weiter steigen soll, ist bereits wieder von einer "Jobless recovery", einer Erholung ohne Arbeitsülätze, die Rede. Die ILO fordert daher von der in Davos versammelten „Elite“, künftig genauso viel Kraft, Anstrengungen und finanzielle Ressourcen wie für die Rettung der Banken für den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit zu verwenden. Doch dies scheint kaum mehr als ein frommer Wunsch.

Es ist deshalb nur begrüßenswert, wenn die in Davos anwesenden 14 internationalen Gewerkschaftsführer in einer zum Auftakt verteilten Erklärung eine Kehrtwende in der internationalen Wirtschafts- und Finanzpolitik verlangen. Als Orientierungsrahmen dafür haben die Gewerkschafter das offizielle Konferenzmotto einfach umgedreht. Über ihrer Erklärung steht: „Regulate, redistribute, and return to social values and decency” (etwa: Regulieren, umvereilen und zu sozialen Werten und Anstand zurückkehren). Damit lässt sich mehr anfangen als mit dem nichtssagenden „Umdenken, umgestalten und erneuern“, das sich die Veranstalter gegeben haben (s. vorheriger Eintrag).

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