19. Juni 2007

OECD: Globalisierung, Arbeitsplätze und Löhne

Das um sich greifende Offshoring, also die Auslagerung von Arbeitsplätzen im Rahmen globaler Produktionsnetzwerke, hat die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer, vor allem der einfachen Arbeiter, in den Industriestaaten reduziert. Dabei ist es unerheblich, ob das Offshoring stattfindet oder lediglich angedroht wird – Arbeitsplätze und Löhne geraten unter Druck. Auch die Einkommensungleichheit wächst: In 18 von 20 OECD-Ländern hat sich die Kluft zwischen Spitzenverdienern und den unteren Einkommensgruppen seit 1990 weiter geöffnet. Nur in Irland und Spanien war der Trend umgekehrt (s. Graphik). Das sind zwei Erkenntnisse aus dem heute veröffentlichten Beschäftigungsausblick der OECD, der sich schwerpunktmäßig mit dem Zusammenhang zwischen der Globalisierung, der Arbeitsmarkt- und der Lohnentwicklung befaßt.


Der neue „Employment Outlook“ fragt sich, warum die Einschätzung der Globalisierung durch die Mainstream-Ökonomen und die eher ambivalente Beurteilung des Prozesses in der öffentlichen Meinung oft so weit auseinander klaffen. Die Antwort liegt wohl darin, daß es für diejenigen, die gerade ihren Arbeitsplatz verloren haben, wenig Trost bedeutet, wenn gleichzeitig der Wohstand insgesamt steigt oder neue Jobs in anderen Sektoren geschaffen werden. Jedenfalls reiht sich dieser neue Report ein in die Vielzahl von Überlegungen, wie ein „Globalisierungsrückschlag“ angesichts wachsender sozialer Unzufriedenheit vermieden werden kann.

Die Antworten der OECD-Autoren sind allerdings nicht gerade originell, sondern seit langem in der Diskussion. Sie empfehlen den Regierungen drei Maßnahmebündel, um die Arbeitsnehmer bei der Anpassung an die Globalisierung zu unterstützen. Erstens sollten Sozialsysteme stärker durch das allgemeine Steuersystem, etwa durch das Einkommenssteuer- und Mehrwertsteueraufkommen, finanziert werden (und nicht durch Lohnanteile). Zweitens müsse die Mobilität der Arbeitskräfte gesteigert werden, z.B. durch „Flexicurity“-Ansätze, wie sie in Dänemark und Österreich bereits praktiziert werden. Und drittens sei es erforderlich, Arbeitsplatzverlierer durch „beschäftigungsfreundliche Sozialsysteme“ zu unterstützen, womit im wesentlichen eine „aktivierende“ Arbeitsmarktpolitik gemeint ist, wie sie in Deutschland mit Hartz IV versucht wurde. – Oberstes Ziel müsse sein, den Leuten die Angst vor der Globalisierung zu nehmen. Doch geht es im wesentlichen darum, die Anpassung der Arbeitskräfte an die Globilisierung zu fördern und nicht umgekehrt den Pfad der Globalsierung auf die menschlichen Bedürfnisse auszurichten.

Keine Kommentare: