OECD-Beratung contra Klima- und Nachhaltigkeitsziele
Es steht außer Frage, dass die Entwicklung der Infrastruktur von enormer
Bedeutung ist. Sie ist das Bindeglied zwischen natürlichen Ressourcen und
Märkten, sie stimuliert die industrielle Produktion und ermöglicht weltweit
elementare Dienstleitungen für die Menschen. Die G20, für die das Thema eine
zentrale Rolle spielt, lässt sich hier maßgeblich von der Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) beraten. Die Heinrich
Böll Stiftung beauftragte daher das Institute
for Human Rights and Business (IHRB) mit einer Studie, in der die
wichtigsten Beratungspapiere der OECD an die G20 im Bereich
Infrastrukturentwicklung auf ihre Kohärenz mit internationalen Abkommen für
nachhaltiger Entwicklung untersucht werden. Die Studie hat den Titel „Auf der Suche nach Politikkohärenz: Die
Infrastrukturberatung der OECD im Kontext Nachhaltiger Entwicklung” (>>> In search of policy coherence: aligning OECD infrastructure advice with sustainable development). Sie
wurde in dieser Woche zeitgleich mit dem in Paris tagenden OECD-Forum
zum Thema „Verantwortungsvolles
Wirtschaften“ veröffentlicht.
Die Untersuchung ergab, dass die Empfehlungen der OECD an
die Arbeitsgruppen der G20 zum Thema Infrastrukturinvestitionen nicht mit
internationalen Abkommen für Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung im
Einklang stehen, insbesondere nicht mit den globalen Nachhaltigkeitszielen der
Vereinten Nationen (SDGs).
Diese betrachten Infrastrukturentwicklung als wichtige Voraussetzung für
nachhaltige Entwicklung und umfassen auch die Reduktionsziele für CO2-Emissionen
bzw. Anpassungsmaßnahmen an die globale Erwärmung. Obwohl die OECD über
erhebliche Expertise im Bereich nachhaltige Entwicklung verfügt, wird diese
nicht in den Arbeitszusammenhang der Finanzminister und Zentralbankgouverneure,
den sog. „finance track“ der G20, eingespeist. Das Gleiche gilt für die
weitreichende Expertise der OECD zu Investitionen in „grüne“ Infrastruktur. Die
Studie machte darüber hinaus sichtbar, dass die Empfehlungen der OECD im
Bereich Infrastrukturentwicklung oft veraltet sind und Investoreninteressen
gegenüber den Bedürfnissen der Normalbevölkerung unverhältnismäßig
privilegieren. Viele Inhalte werden in Folgepublikationen übernommen. So wird
in den untersuchten Publikationen der OECD zum Beispiel unzureichend auf fortlaufende
Entwicklungen in den Bereichen Investitionspolitik, Investitionsabkommen oder
Konfliktbeilegungsmechanismen Bezug genommen.
Die Autoren der
Studie führen diese Mängel u.a. auf die in der OECD herrschende Silomentalität zurück,
d.h. die Praxis, nach der die Arbeit zu bestimmten Politikbereichen,
z.B. zu „Investitionen“ oder zu „nachhaltiger Entwicklung“, in voneinander
getrennten „Silos“ erfolgt. Das OECD-Sekretariat habe wiederholt versucht,
diese Silomentalität durch horizontal angelegte und themenübergreifende
Analysen aufzubrechen. Bisher hatte dies jedoch nur wenig Einfluss auf die
Beratungsarbeit für die G20.
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