Brexit? Die Banker haben schon gewonnen
Die Klage über die „Regulierungswut“ Brüssels gegenüber dem
Finanzsektor ist eines der herausragenden „Argumente“ der Befürworter eines
Brexits, wie der Austritt Großbritanniens aus der EU kurz genannt wird. Die
Ironie der Geschichte ist nur: Ob Brexit oder Remain – die Banker der City of
London setzen auf das Bleiben, denn im Windschatten der Kampagne haben sie schon
gewonnen. Der Finanzsektor hat
den durch das morgige Referendum drohenden Brexit systematisch genutzt, um
seine Deregulierungsagenda gegenüber Brüssel voranzutreiben, zeigt eine neue
Studie von Corporate Europe Observatory: How Cameron's referendum delivered victories to Big Finance.
Die Studie erzählt die Geschichte, wie der Finanzsektor vom
ersten Tag an, als der britische Premier David Cameron vor drei Jahren das
Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der EU ankündigte, bedeutende
Erfolge erzielte, und zwar dank der Bereitschaft der britischen Regierung und
der EU, die City of London bei Laune zu halten. Der Autor der Studie, Kenneth
Haar, hebt insbesondere vier „Errungenschaften“ des Finanzsektors hervor: erstens
die Ernennung von Jonathan Hill zum EU-Kommissar für Finanzdienstleistungen,
der unumstritten als Bollwerk des britischen Blicks auf die Finanzmärkte gilt;
zweitens das politische Programm für Finanzdienstleitungen, vor allem die sog.
Kapitalmarktunion, unter der eine neue Phase der Deregulierung der Finanzmärkte
beginnt; drittens eine Review existierender finanzieller Regulierungen, die zur
Zurückdrängung existierender Regulierungen führen könnte, die nach der
Finanzkrise für mehr Finanzstabilität eingeführt wurden; und viertens die
Neuverhandlung der britischen EU-Mitgliedschaft, in denen London neue
Privilegien im EU-Entscheidungsprozess durchsetzte, wenn die Interessen des
Finanzsektors gefährdet scheinen.
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