Exodus des Westens aus der UNIDO? Weckruf der G77
Die Gruppe der 77, in der 133 Entwicklungsländer und China organisiert sind,
hat ihre Besorgnis über den Rückzug von neun Ländern aus der UN-Organisation
für Industrielle Entwicklung (UNIDO) zum Ausdruck gebracht, berichtete kürzlich
Interpress Service (IPS). Die G77 bestreitet nicht das Recht der Staaten, ihre
Mitgliedschaft in internationalen Organisationen selbst zu bestimmen, betont
jedoch, dass Veränderungen an der internationalen Institutionen-Architektur
durch Konsultation und nicht unter Druck stattfinden sollten. Die betreffenden
Länder sind allesamt Mitglieder der EU oder der OECD: Großbritannien,
Frankreich, Portugal, Belgien, Litauen, Kanada, Australien, Neuseeland und die
USA. Der Exodus begann schon 1993 und hält bis heute an: Zum Januar 2017 planen
Dänemark und Griechenland, die Organisation zu verlassen; in den Niederlanden
müssen noch die beiden Parlamentskammern den Austritt absegnen. Die Anzahl der
ausgetretenen Länder würde damit auf 12 ansteigen.
Der Exodus aus der UNIDO, die seit den 1990er Jahren im UN-System
stark marginalisiert ist, hat mehrere Aspekte. Meist schieben die
Austrittskandidaten Budget-Engpässe vor, weshalb Beiträge zu internationalen
Organisationen eingespart werden müssten. Die schmelzenden Mittel beim
Core-Funding erhöhen die Abhängigkeit der UNIDO von freiwilligen, projektgebundenen
Finanzmitteln. Ernster noch ist der Dominoeffekt, der mit den Austritten
ausgelöst werden könnte. Die Austritte unterminieren die Glaubwürdigkeit und
den internationalen Charakter der UNIDO, die derzeit noch 170 Mitgliedsstaaten
hat (im Vergleich zu 193 der UNO insgesamt). Mit ihrem Mandat, „die inklusive
und nachhaltige industrielle Entwicklung in Entwicklungs- und Übergangsländern“
zu fördern, fällt ihr in der im letzten Jahr verabschiedeten 2030-Agenda eine
wichtige Rolle zu. Im SDG 9 ist vorgesehen, „eine widerstandsfähige
Infrastruktur aufzubauen und eine inklusive und nachhaltige Industrialisierung“
anzustreben.
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