Weltwirtschaftsforum in Davos: Die Banker sind back
Erstmals
seit 2008 wird Lloyd Blankfein, der Chief Executive von Goldman Sachs, wieder
einen Auftritt auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos haben, dessen diesjährige
Ausgabe heute begonnen hat. Und mit ihm sind auch andere Spitzenbanker wieder
dabei, die die Öffentlichkeit seit dem Ausbruch der globalen Finanzkrise gerne
gemieden hatten. Es scheint, als seien sie die Spezies, auf die das Motto des
Treffens „Resilient Dynamism“ vor allem gemünzt ist. Resistent und dynamisch
präsentieren sie sich in den Schweizer Bergen, z.B. beim Auftaktforum heute Morgen unter dem Thema „The Global Financial
Context“.
Das
Selbstbewusstsein der Bankenführer war so unübersehbar, dass da der
Stellvertretende Geschäftsführende Direktor des IWF, Min Zhu aus China, geradezu
als einsamer Rufer in der Wüste wirkte, als er sagte, in Sachen Finanzmarktreform
sei noch ein weiter Weg zu gehen und es sei ein großer Fehler, würde man die
begonnenen regulatorischen Veränderungen zurückdrehen wollen. Die anderen Teilnehmer
sahen das anders und redeten unter verschiedenen Vorwänden dem „regulatory
retreat“ – dem regulatorischen Rückzug – das Wort. Axel Weber, ehemals
Präsident der Bundesbank, jetzt Vorstandsvorsitzender der Schweizer UBS-Bank,
meinte, es müsse einheitliche globale Regulierungsstandards geben – wohl wissend,
wie schwer diese zu erreichen sind. Andrey L. Kostin von der russischen
VTB-Bank brachte den Backlash auf den Punkt und sagte, es gehe um „bessere“,
nicht unbedingt um „mehr“ Regulierung. Und Jamie Dimon von JPMorgen Chase sowie
der Chef von Elliott Capital Management, Paul Singer, schoben sich gegenseitig
die Schuld zu, wer nun intransparenter („opaque“) sei, die Banken oder die
Hedgefonds.
Dass
Singer in Davos auftauchte, ist besonders bemerkenswert, nicht nur weil diese
Art von Schattenbank-Akteuren gemeinhin das Licht scheut wie der Teufel das
Weihwasser, sondern auch, weil er schon im nächsten Monat auf ein Urteil der
US-Justiz zugunsten der von ihm vertretenen Geierfonds gegen Argentinien hofft
(>>> Argentinien unter Geiern).
Dass die „Davos People“ auch angesichts der Erfahrungen der letzten Jahre und
aller schön klingenden Reuebekundungen der letzten Zeit dieselben geblieben
sind, wurde schlaglichtartig deutlich, als die Moderatorin des Eröffnungspanels
spontan in das über 600-köpfige Publikum fragte, wer ebenfalls für den „regulatorischen
Rückzug“ sei: Da waren es schätzungsweise 90%, die ihre Hand hoben.
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