Britische G8-Praesidentschaft: Veritable Schmalspuragenda
Nehmen
wir den ersten Punkt, die Handelspolitik. Hier schwebt der britischen Regierung
vor allem der Beginn von Verhandlungen über ein Handelsabkommen zwischen der EU
und den USA vor, wie es schon lange unter dem Stichwort „Transatlantische
Handelspartnerschaft“ diskutiert wird. Die Konzentration der G8 auf die
transatlantischen Handelsbeziehungen ist realistisch, denn nur hier ist ihr
Format geeignet etwas zu bewegen – auf allen anderen Ebenen, von der WTO bis zu
bilateralen Handelsabkommen, sind die G8 auf die Kooperation anderer angewiesen.
Nur: Die Aufnahme von Handelsverhandlungen zwischen den USA und der EU ist in
diesem Jahr ohnehin vorgesehen, auch ohne den Anstoß der G8. Und: Wie bei den
jüngsten Handelsverhandlungen üblich, beginnen diese meist mit enthusiastischen
Fanfaren, um dann rasch in technischen Details zu versanden. Wenn es überhaupt
zu einem Abschluss kommt, dann jenseits der Frist einer G8-Präsidentschaft.
Gegen
die beiden anderen Kernpunkte der Briten lässt sich für sich genommen kaum
etwas sagen: So etwa will Cameron Fortschritte beim internationalen
Informationsaustausch in Steuerfragen und im Kampf gegen Steueroasen, um „aggressive
Steuervermeidungsstrategien“ (Cameron) transnational agierender Konzerne zu
unterbinden. In den Entwicklungsländern fordert der britische Regierungschef
mehr Transparenz in Bezug auf die Konzernaktivitäten im Rohstoffsektor – nicht zuletzt
um die dortigen Regierungen in die Lage zu versetzen, um Rohstoffkonzerne
besser zu besteuern. Natürlich ist auch dies zu begrüßen, und wenn es während
der britischen G8-Präsidentschaft nur zu weiteren Beitritten von G8-Ländern zur
Extractive Industries Transparecy Initiative (EITI) käme. Doch gemessen an den
Erfordernissen einer umfassenden entwicklungspolitischen Agenda ist dies wenig.
Der
G8-Gipfel findet am 17./18. Juni in Lough Erne in Nordirland statt (ein Tagungsort,
der für sich genommen einen Kommentar wert wäre) und seit dem legendären
Gleneagles-Gipfel von 2005 erstmals wieder unter britischer Gastgeberschaft. Um
sich von den vorausgehenden Labour-Regierungen abzugrenzen, bezichtigt die konservative
Regierung diese der Scheckbuchdiplomatie. Sie selbst hält aber am Ziel fest, in
diesem Jahr 0,7% des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungsfinanzierung zur
Verfügung zu stellen. In ihren Augen ist dies jedoch nur ein erster Schritt, um
die internationale Agenda weiterzubewegen – in Richtung Wachstum. Selbst wenn
man einmal diese fatale Verengung von Entwicklung akzeptieren würde – auch dazu
ist mehr notwendig, als die britische Schmalspuragenda zu bieten hat.
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