Der Fall DSK: Welche Konsequenzen beim IWF?
Wie immer der Fall Dominique Strauss-Kahn ausgehen mag – politisch ist der Geschäftsführende IWF-Direktor – der zuletzt immer stärker mit dem Gedanken spielte, französischer Präsidentschaftskandidat zu werden – schon jetzt abgestürzt. Offiziell endet seine Amtszeit zwar erst Ende nächsten Jahres, doch könnte, wie die Financial Times keine 24 Stunden nach der Verhaftung DSKs schreibt, „der Vorstand des IWF zu dem Schluss kommen, dass es im besten Interesse des Fonds läge, ihn von seinen Pflichten zu entbinden, solange das juristische Verfahren läuft“. Eine solche Entwicklung würde zweifellos eines beschleunigen und befeuern: die Auseinandersetzung um die Auswahl des höchsten Funktionärs der Institution, die nicht zuletzt dank Strauss-Kahn zum großen Gewinner der Finanzkrise geworden ist.
Zwar ist mittlerweile auch in G20-Dokumenten nachzulesen, dass der nächste Geschäftsführende Direktor des IWF ausschließlich aufgrund seiner Qualifikation, Erfahrung und Verdienste bestimmt werden sollte. Doch noch haben die Europäer nicht auf ihr fragwürdiges Privileg verzichtet, den Spitzenposten aus ihren eigenen Reihen zu besetzen (genauso wenig wie die USA auf das das „Recht“ zur Bestimmung des Weltbank-Präsidenten). Dabei wäre es jetzt höchste Zeit, einmal einer anderen Weltregion das Recht auf die Nominierung ihres Kandidaten zuzugestehen. Stattdessen werden bereits wieder fleißig Europäer als Nachfolger von DSK gehandelt: Gordon Brown zum Beispiel, obwohl den die konservative Regierung in London gar nicht will; oder die französische Finanzministerin Christine Lagarde, die zwar das Zeug für den Job hätte, aber eben auch aus Europa kommt.
Es ist keineswegs so, dass es den Entwicklungs- und Schwellenländern an Kandidaten für den IWF-Direktor mangeln würde, die auch für die Industrieländer akzeptabel wären. Genannt wird beispielsweise Kemal Dervis, der ehemalige türkische Finanzminister und Administrator des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP); oder Trevor Manuel, der ehemalige Finanzminister Südafrikas und Vorsitzende des Wirtschafts- und Finanzausschusses (IMFC) beim IWF; oder auch Montek Singh Ahluwalia, der Stellvetretende Vorsitzende der indischen Planungskommission und ehemalige Leiter der Unabhängigen Evaluierungskommission beim IWF. Zwar stünde nicht jeder dieser Namen unbedingt für einen Politikwechsel beim IWF oder zumindest für die Weiterführung der von Strauss-Kahn angestoßenen Reforminitiativen. Aber der so oft geforderten höheren Legitimität des Fonds wäre es schon dienlich, wenn der Einfluss des Südens auch in der obersten Etage des Fonds deutlich gestärkt würde. Dies ist die vielleicht wichtigste Weichenstellung, die der zum amtierenden Geschäftsführer ernannte John Lipsky (DSKs bisheriger Stellvertreter) jetzt einleiten könnte.
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