IWF: Warum haben diese Leute eigentlich noch einen Job?
Gastkommentar von Dean Baker
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat eine Reihe neuer Studien veröffentlicht, in denen die USA und andere Industrieländer wegen ihrer Haushaltsdefizite und der wachsenden Schuldenlast abgemahnt werden. Das wirft die Frage auf, warum um alles in der Welt die IWF-Volkswirte immer noch einen Job haben.
Nur zur Gedächtnisauffrischung: Der Grund, warum wir in den USA eine Arbeitslosenquote von 9,5 % verzeichnen und warum wir und andere reiche Länder mit enormen Haushaltsdefiziten kämpfen, ist die Tatsache, dass wir eine Immobilienblase hatten, die platzte und die Wirtschaft in den Abgrund riss. Die Jungs und Mädels beim IWF haben irgendwie diese 8-Billionen-Dollar Immobilienblase übersehen. Zwischen 2002 und 2007: Kein Hinweis, kein Wort der Warnung.
Das war mehr als ein nebensächlicher Irrtum. Es war ein Zeichen schier unglaublicher Inkompetenz mit katastrophalen Folgen – und man fragt sich doch sofort, wieso der IWF, der die Krise nicht hat kommen sehen, der Meinung ist, er wisse, wie mit den Folgen der Krise umzugehen sei. Hat der IWF die Qualitätskontrolle für seine Analysten verbessert? Gab es ein Großreinemachen, bei dem all die, die die Blase übersehen haben, entlassen wurden?
Nein, beim IWF hat sich nichts geändert. Das heißt, dieselben Leute, die nicht in der Lage waren, eine 8-Billionen-Dollar Immobilienblase zu erkennen, geben uns nun gute Ratschläge übers Schuldenmachen und übers Sparen – sagen uns, dass wir die Sozialhilfeprogramme kürzen sollen.
Wenn die Jungs und Mädels des IWF einen Grundkurs in Volkswirtschaft belegen würden, würden sie lernen, dass wir in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit ein Defizit in quasi beliebiger Höhe ansammeln können. Dieses Defizit muss nicht notwendigerweise eine Schuldenbelastung darstellen, den die Fed kann die Schulden aufkaufen und halten. Das bedeutet, dass die Zinsen an die Fed gezahlt werden, die sie dann an das Finanzministerium weiterleitet. Wenn wir Glück haben, steigt im Laufe dieses Prozesses die Inflation geringfügig an, was zur Senkung der Zinssätze führen und die Schuldenlast der privaten und öffentlichen Haushalte mindern würde.
Wenn den IWF-Volkswirten diese Theorie etwas komisch vorkommt, dann können sie sich an einem Beispiel ansehen, wie das in der Praxis funktioniert. Es gibt einen kleinen Inselstaat, dessen Zentralbank Schulden fast in Höhe des BIP des Landes aufgekauft hat. Wie der Staat heißt? Ach ja: Japan! Die Zinsbelastung beträgt weniger als 2% des BIP und die Zinsen für langfristige Schulden liegen weit unter 2,0% - und das trotz eines Schulden-BIP-Quotienten von 220%.
Es ist unglaublich, dass die IWF-Ökonomen immer noch ihre Jobs haben. Und es ist noch unglaublicher, dass irgendjemand in der Politik seine Zeit damit verschwendet, auf sie zu hören.
(Der Kommentar erschien zuerst auf TPMCAFÉ.)
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