IWF und Weltbank erklären entwicklungspolitischen Notstand
Während die G7-Finanzminister krampfhaft nach „ermutigenden Zeichen“ für einen Wiederaufschwung der Weltwirtschaft suchen (>>> G7-Statement), erklären IWF und Weltbank in ihrem neuesten Global Monitoring Report (GMR) den entwicklungspolitischen Notstand. Der alljährliche Bericht, in dem die beiden Bretton-Woods-Zwillinge die Umsetzung der entwicklungspolitischen Millenniumsziele (MDGs) messen, trägt den Titel „A Development Emergency“ und schildert – nicht nur auf dem Titelfoto –, welch dunkle Wolken sich im Gefolge der globalen Krise über der Dritten Welt zusammenbrauen. Wie der Bericht darlegt, werden die meisten der acht MDGs bis 2015 verfehlt werden, darunter die Reduzierung des Hungers, der Kinder- und Müttersterblichkeit, die Bildungsziele und die Zurückdrängung von HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose.
Der Hauptautor des Berichts, Zia Qureshi, erklärte gestern auf Nachfrage, dass allenfalls in den Bereichen Halbierung der Einkommensarmut, Herstellung der Geschlechtergleichheit im Bildungssektor und Zugang zu sauberem Wasser gewisse Hoffnungen bestehen, bestimmte (Teil-)Ziele noch zu erreichen. In mehr als der Hälfte der Entwicklungsländer und in zwei Drittel bis drei Viertel der afrikanischen Staaten dürfte die Zahl der in extremer Armut lebenden Menschen 2009 drastisch zunehmen. Der Bericht schätzt, dass wegen der globalen Krise 55 bis 90 Millionen Menschen neu zu dem Heer der absolut Armen hinzukommen werden.
Die Krise überträgt sich auf die Entwicklungsländer auf verschiedene Art und Weise: durch den Einbruch des Handels, durch Preisverfall, sinkende Nachfrage, fallende Heimatüberweisungen und rückläufige ausländische Investitionen sowie sich verschlechternden Zugang zu den Kapitalmärkten. Im Ergebnis wird das Wachstum der Entwicklungsländer 2009 auf durchschnittlich 1,6% (gegenüber 8,1% in 2007/2007) abstürzen – für den Chefökonomen der Weltbank, Justin Yifi Lin, ein „fürchterlicher Verlust an Wohlstand“ und eine Krise vor allem auch der menschlichen Entwicklung. Der neue GMR benennt eine Reihe von Prioritäten, um die Misere abzuwenden, darunter die Bewahrung der Haushaltsspielräume im Süden und eine „Verdoppelung der Anstrengungen der Geber“. Genau dieses findet nach den eigenen Angaben des GMR jedoch nicht statt. Wie wir darin erfahren, lag die internationale Entwicklungshilfe trotz der Steigerung im letzten Jahr immer um 29 Mrd. Dollar noch unter den Versprechen des G8-Gipfels von Gleneagles (130 Mrd. Dollar jährlich bis 2010) und 20 Mrd. Dollar unter dem Ziel für Afrika (50 Mrd. Dollar jährlich bis 2010).
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