26. Oktober 2008

IWF: Back in Business?

Mit diesem Wochenende kann der Geschäftsführende Direktor des IWF, Dominique Strauss-Kahn, zufrieden sein. Nicht nur dass ihn der fondsinterne Untersuchungsausschuss von der Anschuldigung freisprach, in der Affäre mit einer Mitarbeiterin seine berufliche Position missbraucht zuhaben. Auf dem ASEM-Treffen der europäischen und asiatischen Staatschefs in Peking erhielt der IWF auch die bislang stärkste Unterstützung, angesichts der aktuellen Finanzkrise eine größere Rolle zu spielen. Der IWF solle eine „kritische Rolle“ bei der Unterstützung von ernsthaft durch die Krise betroffenen Ländern spielen, wenn diese ihn darum bitten, heißt es in dem kurzen Statement zum Ende des Gipfels.


Tatsächlich ist der Fonds spätestens seit der kürzlichen Jahrestagung dabei, nach dem alten Motto zu verfahren: „Wir sind bereit!“ Und seit kurzem stehen die Länder wieder Schlange. Mit Island hat erstmals seit 1976 (als England den Fonds um Hilfe ersuchte) wieder ein Industrieland ein Stand-by-Abkommen mit dem IWF abgeschlossen. Weitere Kandidaten aus den „Emerging Economies“, die bereits abgeschlossen haben oder noch verhandeln, sind die Ukraine, Weißrussland, Ungarn, Pakistan und die Türkei. Darüber hinaus werden derzeit als besonders krisenanfällige Länder gehandelt: Südafrika, Argentinien, Rumänien, Bulgarien und die drei baltischen Länder Litauen, Estland und Letland (>>> Die Verwundbarkeit Osteuropas in der Finanzkrise).

Der Fonds also „back in business“? Mit Einschränkungen: Erstens gilt nach wie vor, dass viele Länder den Gang nach Washington scheuen wie der Teufel das Weihwasser. So haben die aktuellen Neukunden des IWF zunächst andere Hilfsquellen ausgelotet – von der Europäischen Zentralbank bis zu den Chinesen. Der Fonds hat also Konkurrenz bekommen. Und zweitens bauen gerade die Asienkrisen-Länder dieses Mal lieber selbst vor. So gaben die ASEAN-plus-3-Länder (ASEAN-Mitglieder plus China, Japan und Südkorea) kurz vor dem ASEM-Gipfel in Peking bekannt, die Chiang-Mai-Initiative in einen multilateralen Mechanismus – einen Beistandsfonds in Höhe von 80 Mrd. Dollar – ausbauen zu wollen.

Die freudige Bereitschaft des Fonds, den Opfern der Finanzmarktkrise beizuspringen, entspricht grundsätzlich seinem Mandat, die Zahlungsbilanzlücken der durch exogene Schocks in Not geratenen Mitgliedsländer zu überbrücken. Die entscheidende Frage ist allerdings, wie dies geschieht, auf antizyklische Weise oder in einer krisenverschärfenden Manier, wie vor zehn Jahren in Ostasien. Man wird also genau beobachten müssen, was an dem Versprechen einer gelockerten Konditionalität, mit der der IWF um neue Kunden wirbt, wirklich dran ist. Ob es sich um einen Neuanfang handelt oder um bloßes „Streamlining“, werden wir erst sehen, wenn die ersten neuen Kreditverträge im Wortlaut vorliegen – wahrscheinlich schon in der kommenden Woche.

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