Gipfel in Rom: „Failure as usual“ oder nachhaltige Agrarwende?
Unisono fordern die NGOs – von FIAN bis zur Welthungerhilfe – anlässlich des heute in Rom beginnenden Ernährungsgipfels eine nachhaltige Agrarwende statt kurzatmiges Krisenmanagement. Statt immer neuer Notprogramme müsse eine langfristige internationale Agrarstrategie entwickelt werden, fordert die Deutsche Welthungerhilfe. In ihrem Mittelpunkt müsse die ländliche Entwicklung stehen, die auch in der Entwicklungshilfe der letzten Jahre sträflich vernachlässigt wurde. Kleinbauern müssten in die Lage versetzt werden, sich selbst und ihre Länder mit genügend Nahrungsmitteln zu versorgen. So heißt es u.a. in einem Aufruf mit dem Titel „No More Failures as Usual“, den über 800 zivilgesellschaftliche Organisationen auf der ganzen Welt unterschrieben haben. Und UBUNTU, das Weltforum zivilgesellschaftlicher Netzwerke, zieht in einem Aufruf sogar den Bogen von der aktuellen Nahrungsmittelkrise zur Notwendigkeit der Errichtung eines demokratischen Systems der Global Governance.
Es gehört nicht viel Sehergabe dazu um vorauszusagen, dass der Gipfel in dieser Woche kaum eine dieser Forderungen erfüllen wird. Zwar besteht weitgehende Einigkeit darin, dass kein Weg um die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität herumführt, zumal in Afrika. Ob diese „Neue Grüne Revolution“ jedoch auf agroindustriellem Weg oder durch die Aufwertung und das Empowerment von Kleinbauern geschehen soll, ist hochgradig umstritten. Im Geberkonzert auf dieser neu entdeckten Agrarbühne ist die Weltbank bestens positioniert. Und auch die Konzerne sind wieder dabei: Die Financial Times weist heute darauf hin, wie weit der US-Konzern Monsanto bereits wieder an der Entwicklung neuer Maissorten für Afrika beteiligt ist. Andere Kontroversen kreisen um die Verdrängung der Nahrungsmittelproduktion durch den Biosprit oder die Zurückdrängung der Spekulation mit Lebensmitteln.
Die Kontroversen um die Weltagrarfrage haben inzwischen die vordersten Sendeplätze der elektronischen Medien und die Schlagzeilen der Printmedien erreicht. Wer eine kritische Durchleuchtung des Themas will, kann wie immer auf W&E zurückgreifen. In W&E 05/2008 (s. Abb.) habe ich den Faktor Spekulation analysiert, Katarina Wahlberg diskutiert Ursachen und Strategien gegen den Welthunger, und Susanne Gura beschreibt das Dilemma nachhaltiger Tierproduktion. Diese und weitere Beiträge gibt es auch im Paket: als W&E-Dossier „Das neue Gesicht des Welthungers“.
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