19. Oktober 2007

Neuer Weltentwicklungsbericht: Sträfliche Vernachlässigung des Agrarsektors

(Washington) Die Entwicklungspolitik des Nordens vernachlässigt die Landwirtschaft genauso sträflich wie es die Regierungen im Süden tun. Der Anteil der Agrarförderung an der öffentlichen Entwicklungshilfe (ODA) ist mit 4% exakt genau so niedrig wie das, was die Regierungen Subsahara-Afrikas im Rahmen ihrer Budgets für die Förderung der Landwirtschaft bereitstellen. Das ist weit weniger als die 11-14% des Staatshaushalts, die in Asien aufgewendet wurden, um die Grüne Revolution zu finanzieren. Das geht aus dem neuen Weltentwicklungsbericht hervor, der hier heute vorgestellt wurde und der das Motto „Agriculture for Development“ („Landwirtschaft für Entwicklung“) trägt.

Der Hinweis auf die Grüne Revolution in Asien kommt nicht von ungefähr, denn der Bericht möchte zu allererst darauf hinweisen, daß die Produktivität im Agrarsektor Afrikas beträchtlich hinter der anderer Regionen im Süden zurückgeblieben ist. Dabei leben und arbeiten in diesem Sektor 65% der Arbeitskräfte, die 32% zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts beitragen. Die Agenda „Landwirtschaft für Entwicklung“, die der Bericht vorschlägt, orientiert deshalb vor allem auf die Verbesserung des Investitionsklimas, die bessere Nutzung der Märkte, der Technologien und nachhaltigeres Wasser- und Bodenmanagement. Direkte Investitionen in den Agrarsektor seien mit Blick auf die Armutsreduzierung rund viermal so effektiv wie in anderen Sektoren. Umgekehrt, so meinte Weltbank-Präsident, Robert Zoellick, bei der Präsentation des Reports, helfe der neue Fokus auf die Landwirtschaft das wirtschaftliche Wachstum insgesamt zu forcieren. Produktivitätssteigerung, Wachstum, Technologien und Märkte – so lauten also die Schlüsselbotschaften, die der diesjährige Flaggschiff-Report der Weltbank aussendet.

Von den Industrieländern fordert der Bericht erneut den Abbau schädlicher Politiken wie die Behinderung afrikanischer Baumwollexporte. Auch müßten die Industrieländer dringend mehr tun, um die Bauern im Süden bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu unterstützen.

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