Die Weltbank liebt das Agrobusiness, die NGOs die Kleinbauern
(Washington) Selten haben die NGOs mit so vielen Stellungnahmen auf einen Weltentwicklungsbericht reagiert wie in diesem Jahr. In einem gemeinsamen Kommentar begrüßen FIAN und sechs weitere deutsche NGOs (EED, Oxfam, Brot für die Welt u.a.) zwar die neue Aufmerksamkeit für die Landwirtschaft, bewerten die Weltbankempfehlungen aber als ungeeignet, Armut zu bekämpfen und das Menschenrecht auf Nahrung zu gewährleisten. Vernachlässigt sehen die NGOs vor allem die Kleinbauern. Der Weltentwicklungsbericht recycle die altbekannten Rezepte der Liberalisierung, Gentechnik und Exportsteigerung. Den Kleinbauern, die durch diese Politik marginalisiert werden, erweise die Weltbank damit einen Bärendienst.
Auch Misereor und die Heinrich-Böll-Stiftung werfen Weltbank vor, aus richtigen Analysen falsche Schlüsse zu ziehen. In einem ausführlichen Analysepapier, das morgen in Washington präsentiert wird, heißt es: "Die Landwirtschaft wird ausschließlich durch die ökonomische Brille betrachtet; ihre vielfältigen sozialen und ökologischen Funktionen werden nicht angemessen bewertet." Für Barbara Unmüßig vom Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, lautet die Kernfrage, wie zukünftig genug Nahrung für alle produziert werden könne, und wie den ProduzentInnen besonders in den armen Ländern des Südens ein sicheres und angemessenes Einkommen garantiert werden könne: Diese Herausforderung stelle sich um so dringlicher, weil gerade die Landwirtschaft massiv vom Klimawandel betroffen sein werde, Wasser knapper und Öl teurer werde.
Mit einer weiteren ausführlichen Analyse wartet Oxfam International auf. Darin wird u.a. darauf hingewiesen, daß die weltweite Entwicklungshilfe für den Agrarsektor nach Angaben der OECD von 11,5 Mrd. US-Dollar im Jahr 1987 auf 3,9 Mrd. US-Dollar gefallen. Die Kredite der Weltbank für Landwirtschaft beliefen sich in 2006 nur auf 7% der gesamten Kreditleistungen der Weltbank. Das entspricht 1,75 Mrd. US-Dollar. Im Jahr 1982 waren es noch 30%. Auch die größten Geberländer haben ihre Entwicklungszusammenarbeit für den Agrarsektor in den vergangenen 20 Jahren deutlich verringert. So gab Deutschland 1996 noch 588 Mio. US-Dollar Entwicklungshilfe für die Landwirtschaft in armen Ländern. Der Betrag sank auf einen Tiefststand von 136 Mio. US-Dollar im Jahr 2000 und erreichte 2005 wieder eine Höhe von 211 Mio. US-Dollar.
Ein weiterer kritischer "Bericht zum Bericht" ist heute von ActionAid International veröffentlicht worden: The World Bank and Agriculture. A critical review of the World Bank's World Development Report.
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