IWF- und Weltbank-Tagung in Washington: Kritik oder Stillhalten vor Trump?
Wenn in Washington die Kirschbäume in voller Blüte stehen, finden sich
alljährlich die Bretton-Woods-Zwillinge IWF und Weltbank zu ihrer
Frühjahrstagung zusammen. Doch die Blüten, die dort sprießen, sind oft nicht
von solcher Pracht wie die der Obstbäume. Die bevorstehende Kapitalerhöhung der
Weltbank trägt durchaus ambivalente Züge, während der Internationale
Währungsfonds davor warnt, dass die derzeit recht gut laufende Konjunktur der
Weltwirtschaft ihren Zenit bereits überschritten haben und sich das
Expansionstempo bis 2020 wieder deutlich verlangsamen könnte. Für beide
Finanzinstitutionen richtet sich der Blick vor allem auf die USA bzw. ihren
salbadernden Präsidenten Trump, allerdings mit unterschiedlichem Akzent.
Während sich Weltbank-Präsident Jim Kim mit Kritik auffällig zurück hält, um
die anvisierte Kapitalerhöhung von 16 Mrd. Dollar für die IBRD und ihren
Privatsektor-Arm IFC durchzubekommen, ist die Kritik des IWF an der
Trump-Administration so deutlich und offen wie nie zuvor.
Tatsächlich haben die USA zur Bedingung ihrer Zustimmung bei
der Kapitalerhöhung gemacht, dass die Weltbank ihre zinsgünstigen Kredite an
China deutlich zurückfährt, da sich das Land auch so genug Geld am Kapitalmarkt
besorgen könne. Letzteres mag sogar zutreffen, doch ist unübersehbar, dass die
multilateralismus-feindliche Trump-Truppe damit eine internationale
Finanzinstitution offen für ihre Anti-China-Politik instrumentalisiert.
Demgegenüber sehen die IWF-Leute offenbar kaum noch Grund zur Zurückhaltung:
Während IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld bei der Vorstellung des neuen World Economic Outlook vor dem „Flirt“
Trumps mit einem Handelskrieg und dessen negativen Folgen für die
Weltwirtschaft warnte, forderte der Direktor des IWF für Fiskalpolitik Viktor
Gaspar bei der Präsentation des Financial Stability Report die USA dazu auf, die Steuererleichterungen für die
Reichen zurückzunehmen und den eigenen Schuldenberg ab- statt aufzubauen.