Mehr Fairness im Schuldenmanagement: UNCTAD stellt Roadmap vor
Eine "Roadmap" zur Lösung künftiger öffentlicher Schuldenkrisen, wie sie seit
der globalen Finanzkrise die Regierungen von Island über Argentinien bis
Griechenland erlebt haben, hat die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung
(UNCTAD) vorgelegt. Wie die Autoren des jüngsten Schuldenreports 2015 erwarten die UNCTAD-Experten weitere
Schuldenkrisen angesichts des aktuellen Schuldenstands vieler
Entwicklungsländer, der Zerbrechlichkeit der weltwirtschaftlichen Erholung und
der zu erwartenden Normalisierung der Geldpolitik in den Industrieländern, d.h.
wieder steigender Zinssätze. Das 64-seitige Dokument, Roadmap and Guide for Sovereign Debt Workouts, beinhaltet
Empfehlungen zur Verbesserung der Kohärenz, Fairness und Effektivität in
derzeitigen Prozessen der Schuldenrestrukturierung. Dazu werden fünf Prinzipien
identifiziert, die berücksichtigt werden sollten: Legitimität,
Unparteilichkeit, Transparenz, guter Glaube und Nachhaltigkeit.
Ohne einen internationalen Schuldenmechanismus
sehen sich die Länder einer fragmentierten Landschaft von
Umschuldungsmechanismen gegenüber, die Inkonsistenz, Ineffektivität und
Unvorhersagbarkeit schaffen, argumentiert der Report. Er weist auf das Beispiel
der beiden Urteile eines New Yorker Gerichts zugunsten von Hedgefonds gegen
Argentinien hin, die künftige Schuldenrestrukturierungen noch schwieriger machen.
Es bestehe daher unmittelbarer Bedarf an einem Schuldenmechanismus, der in der
Lage ist, verschiedene Typen von Schuldenkrisen schnell zu lösen: Einige
Schuldenkrise beginnen als Liquiditätskrisen, während andere durch exzessive externe
Verschuldung von Privaten verursacht werden, die jedoch oft in die Bücher der
Regierungen übergehen, wenn die Rückzahlung scheitert.
UNCTAD schlägt vor, eine multilaterale Sovereign Debt Workout Institution (SDWI; etwa:
Öffentliche Schuldenumwandlungsinstitution) zu schaffen, die im Einklang mit
den erwähnten fünf Prinzipien arbeitet. Eine solche Institution könnte auf
Antrag vermitteln oder Schiedssprüche in Streitfragen fällen und so mehr
Transparenz in die Verfahren bringen. Die Roadmap ist das Ergebnis einer
mehrjährigen Expertenkonsultation, die UNCTAD 2013 ins Leben gerufen hat.
Seither hat sich UNCTAD mehr und mehr als führende Beratungsinstanz in
Schuldenfragen innerhalb des UN-Systems etabliert. Im Dezember 2014
verabschiedete die UN-Generalversammlung eine Resolution zur Einrichtung eines
Ad-hoc-Ausschusses, als dessen Sekretariat UNCTAD fungiert. Er soll bis Ende
des laufenden Jahres ein Multilaterales Rechtliches Rahmenwerk für einen
Prozess der öffentlichen Schuldenrestrukturierung vorbereiten. Die zweite
Sitzung dieses Ausschusses fand soeben in New York statt, gerade rechtzeitig,
um die neue Roadmap zu diskutieren.