Jackson Hole: Angst, Konfusion, Ratlosigkeit
„2008 herrschte in Jackson Hole Krisenstimmung, 2009 begründete Erleichterung und 2010 Angst.“ So beginnt die Financial Times heute ihren abschließenden Bericht von der alljährlichen Konferenz der Zentralbankchefs im malerischen Bergresort Jackson Hole/Wyoming, USA s. Abbildung). Das Treffen am Ende der Sommerpause gilt als wichtiges weltwirtschaftliches Stimmungsbarometer. In diesem Jahr grassiert in den USA die Angst davor, dass die nachlassende Konjunktur direkt in eine „double-dip recession“, eine erneute Rezession, abgleiten könnte und keinerlei Instrumente mehr zur Hand sind, um diese Entwicklung zu stoppen. Das war das Thema der Rede, die der Vorsitzende der Federal Reserve, Ben Bernanke, in Jackson Hole hielt. Konkret wurde er freilich nicht; stattdessen beließ er es bei der Bemerkung, die FED stehen bereit, das gegebenenfalls Notwendige zu tun.
Was ist „das gegebenenfalls Notwendige“? Viele Beobachter vermuten, dass in den USA eine weitere Runde des „Quantitative Easing“ – im Klartext: des Gelddruckens – bevorsteht, nachdem die Spielräume für fiskalische Stimuli ausgeschöpft sind. Inflationsängste würden damit nicht unbedingt geschürt, da die Zeichen derzeit eher in die gegenteilige Richtung deuten: Die Deflationsgefahr wiegt bei weitem schwerer. Ob „QE“ allerdings der Weisheit letzter Schluss ist, darf bezweifelt werden – eher ist es der letzte auszuspielende Chip, und die Angst grassiert auch deshalb, weil niemand weiß, was passiert, wenn seine Wirkung ausbleibt.
„Ob die FED jetzt mehr Schatzbriefe kauft oder nicht“, lesen wir ebenfalls in der heutigen FT, „die intellektuelle Konfusion unter den (in Jackson Hole) versammelten Autoritäten ist beängstigend. Da war Charles Bean, der Stellvertretende Gouverneur der Bank von England, der argumentierte, dass bessere Bankenregulierung und nicht scharfe Zinserhöhungen der beste Weg seien… Doch andere argumentierten, dass niedrige Zinsen das Risiko bergen, die Märkte in die nächste Krise zu treiben.
Es ist klar, dass niemand wirklich weiß, was zu tun ist… Es herrscht Business as usual, mit aller üblichen Unsicherheit – mit Höhen und Tiefen, gerade so wie die Skyline von Jackson Hole.“