24. Juni 2010

Ach, G8! Überlebte Rituale

Ach ja, das hätte ich fast vergessen. Da findet ja vor dem G20-Gipfel in Toronto noch der diesjährige G8 statt, und zwar am 25./26. Juni in Huntsville in der Region Muskoka. Aber macht nichts. Dank der Zeitverschiebung reicht es noch für einen kurzen Vorbericht. Die offizielle Website gibt allerdings inhaltlich kaum etwas her, außer dass sich die G8 in diesem Jahr neben Friedens- und Sicherheitsfragen auf Probleme der internationalen Entwicklung konzentrieren wollen. Genannt werden: Gesundheit von Müttern und Kindern, Afrika und Ernährungssicherheit. Das erste Thema ist neu, die beiden anderen klingen wie eine Fortsetzung des Berlusconi-Gipfels vom letzten Jahr. Überhaupt: Die einzige Begründung für den G8-Gipfel dieses Jahr lautet wie letztes Jahr: Er soll die „Leadership“ des gastgebenden Landes in globalen Fragen demonstrieren.

Da lobe ich mir doch die Leute von der arrivierten Brookings Institution in Washington. In einem lesenswerten Report über die Rolle der G20 in der Weltwirtschaft schreiben beispielsweise Colin Bradford und Johannes Linn: „It’s time to drop the G8!“ Homi Kharas meint, der „Ball der Entwicklung“ sollte schleunigst an die G20 abgegeben werden. Als gelte es, dies zu verhindern, haben die G8 dieses Jahr erstmals einen Rechenschaftsbericht über die Umsetzung der Versprechen, die vor fünf Jahren in Gleneagles gemacht wurden, vorgelegt. Einige NGOs wie ONE und VENRO haben diesen Bericht begrüßt, teilweise jedoch bemängelt, dass er zu unkonkret ist, keine Zeitziele aufweist und die Zivilgesellschaft nicht einbezieht.

Spätestens seit dem Aufstieg der G20 zum weltwirtschaftlichen Governance-Zentrum gilt jedoch, dass sich die G8 kaum noch eignen als Projektionsfläche für zivilgesellschaftliche Wünsche und Begehrlichkeiten. Die NGOs sollten sich deshalb fragen, ob sie einfach so weitermachen können wie bisher. Zwar kommt es nicht nur auf das Format an, und auch die G20 kann nur so gut sein wie ihre Mitgliedsregierungen. Doch ganz unwichtig ist dies auch nicht: Während die G8 überlebte Rituale abhält (in die sich die NGOs nicht mehr einbinden lassen sollten), ist das letzte Wort in Sachen G20 noch nicht gesprochen. Es ist z.B. an der Zeit, Afrika eine Stimme in der G20 einzuräumen, wie in dem erwähnten Bericht gefordert wird. Das wäre zehnmal wichtiger als das Window-Dressing, das die Kanadier diesmal erneut veranstalten, indem sie sieben afrikanischen Staatschefs an den Katzentisch der G8 einladen.

* Lesen Sie auch >>> G20/G8 in Kanada. Eine fortlaufende Dokumentation, täglich aktualisiert

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