29. April 2010

Griechenland-Hilfe: Hauptwege, Nebenwege und Abwege

Jeder Tag, um den die Bereitstellung eines Hilfspakets für Griechenland hinausgezögert wird, kann die Kosten der Krisenbewältigung weiter in die Höhe treiben. Diese Kosten der Untätigkeit lassen sich an den steigenden Risikoaufschlägen ebenso ablesen wie an dem fallenden Eurokurs (s. Grafik).


Deshalb ist es so zentral, dass jetzt keine weitere Zeit mehr verloren wird. Der Geschäftsführende Direktor des IWF, Dominique Strauss-Kahn, scheint das verstanden zu haben (s. Video). Wie in einem Offenen Brief von gewerkschaftsnahen Wissenschaftlern an die europäischen Politiker gestern dargelegt wurde, kann ein großzügiges Hilfspaket für die Griechen auch geschnürt werden, ohne das Land durch ungeeignete Konditionen in eine deflationäre Abwärtsentwicklung zu treiben.

Der Zeitfaktor schließt aber auch aus, dass das Hilfspaket jetzt mit allen möglichen Zusatzforderungen belastet wird – etwa der Einbeziehung der Banken, was dieser Tage von allen möglichen Parlamentariern in Deutschland ins Gespräch gebracht wurde. Dies würde auf ein sicheres Scheitern der Griechenland-Hilfe hinaus laufen, einmal abgesehen davon, dass dieselben Politiker meistens nicht gerade glänzen, wenn es um eine wirkliche Beteiligung der Banken an den Krisenkosten geht (siehe den Eiertanz um die Mini-Bankenabgabe und das Einknicken bei der Finanztransaktionssteuer).

Aber auch um die Einführung einer internationalen Insolvenzregelung zu fordern, ist die aktuelle Zwickmühle der Griechen nicht unbedingt ein guter Anlass. Die Forderung, die inzwischen von erlassjahr.de über Wirtschaftsminister Brüderle bis hin zum konservativen Brüsseler Think Tank Bruegel erhoben wird, mag generell Sinn machen. Im aktuellen Fall hilft sie aber schon deshalb nicht, weil es Jahre dauern würde, bis eine solche internationale Regelung ausgehandelt wäre.

Strauss-Kahn macht Druck

1 Kommentar:

Globbi hat gesagt…

Die elementare Frage ist doch, ob es für Europa sinnvoller ist, Griechenland Milliardenhilfen zukommen zu lassen oder wieder aus dem Euro auszuschließen. Sicher - ein Ausschluss klingt hart, könnte aber in puncto Wertstabilität (die Kaufkraft des Euros ist ja markant gesunken) und durch das dem Euro erneut entgegen gebrachte Vertrauen dazu führen, dass die EU-Staaten mit funktionierendem Steuersystem (die den ganzen Spaß ja auch bezahlen ...) und entsprechender Politik wieder mehr florieren.