13. Juli 2007

IWF nach Hongkong? Zeitgemäßer Umzug oder realitätsferne Gedankenspiele?

Die Diskussion über die Zukunft des IWF reißt nicht ab. Die neueste, in der Financial Times von heute nachzulesende Idee: Der Fonds sollte nach Hongkong (s. Photo) umziehen – als Tribut an die veränderten Realitäten in der globalen Finanzwelt. Die Idee kommt von Heribert Dieter und Richard Higgott vom Centre for Globalisation and Regionalisation an der Universität Warwick. In einem Leserbrief haben sie drei Gründe dafür aufgeschrieben: Im Gegensatz zu Washington sei Hongkong seit Jahrzehnten ein bedeutendes Finanzzentrum. Global Financial Governance sei nicht länger eine rein transatlantische Angelegenheit. Und: China könne so als wichtiger finanzieller Player und neuer Geber anerkannt werden. Überhaupt habe Hongkong eine einzigartige ökonomische Position – zugleich für China selbst und im weiteren regionalen und globalen Kontext.


Chandrun Nair vom Global Institute for Tomorrow, das in Hongkong seinen Sitz hat, wird sich den Umzug kaum vorstellen können. In einem weiteren Leserbrief in der heutigen FT-Ausgabe schreibt er, die jüngste Personalpolitik auf internationaler Ebene (die Auswahl von Zoellick als Weltbank-Präsident, von Blair als Friedensbeauftragter für den Nahen Osten und Strauss-Kahns Nominierung zum IWF-Chef) sei für die nicht-westliche Welt „ein Schlag ins Gesicht“. Sie bringe die Entschlossenheit zum Ausdruck, die westliche Weltbeherrschung fortzusetzen und verstoße gegen alle sonst so gern gepredigten Prinzipien von Good Governance und Führungsethik.

Die Frage sei nur, warum es so wenig Protest dagegen gebe, daß „koloniale und imperiale Haltungen“ nach wie vor an der Tagesordnung seien. Hier fallen Chandrun Nair drei Gründe ein: 1. Die restliche Welt hält sich für machtlos, etwas gegen die westliche Anmaßung zu tun. 2. Sie hält diese Organisationen inzwischen für bedeutungslos und will ihren eigenen Weg gehen. 3. Sie versteht nicht, welche Implikationen mit der Besetzung der Spitzenpositionen einher gehen. – Was auch immer die Mehrheit der Welt schweigen lasse, so der Autor, es sei angesichts der zunehmend miteinander verflochtenen Welt ziemlich armselig.

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