Mit der Globalisierung müsse der Internationalismus ins Zentrum der gewerkschaftlichen Organisationsarbeit und Verhandlungsstrategie gerückt werden, schrieben Guy Ryder und Willy Thys in einem Beitrag für die Financial Times, den W&E in deutscher Übersetzung dokumentiert hat. Bis gestern waren die beiden jeweils Generalsekretär des Internationalen Bundes Freier Gewerkschaften (IBFG) bzw. des Weltverbandes der Arbeitnehmer (WCL). Heute wird aus den beiden Dachverbänden ein einziger Internationaler Gewerkschaftsbund (ITUC). Dem neuen Dachverband gehören acht weitere nationale Gewerkschaftsverbände an. Insgesamt beansprucht er, 166 Millionen ArbeitnehmerInnen in 309 Mitgliedsorganisationen aus 156 Ländern zu repräsentieren.
Die Gewerkschaften sind zum Internationalismus gezwungen, wollen sie ein zentraler politischer und wirtschaftlicher Akteur in einem internationalen Umfeld bleiben, das mehr Verlierer als Gewinner produziert. Die Ungleichheit der ökonomischen Globalisierung hat gravierende Auswirkungen auf Arbeiter und Angestellte. Off-shoring, Mißachtung von Gewerkschaftsrechten und wachsende Armut sind nur einige Stichworte. Wie der alte IBFG- und wahrscheinlich auch der neue Generalsekretär des ITUC, Guy Ryder, erklärte,
"wird die Schaffung des ITUC die Kapazitäten der Gewerkschaftsbewegung auf nationaler und internationaler Ebene stärken. Gestärkt werden wir größeren Einfluß auf Unternehmen, Regierungen und internationale Finanz- und Handelsinstitutionen ausüben können."
Keine Überraschung ist es, daß der Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation (
ILO), Juan Somavia, heute eine Grußadresse an die Gründungsdelegierten richtet. Schon ungewöhnlicher ist es, daß sich der Generaldirektor der Welthandelsorganisation (
WTO), Pascal Lamy, morgen über Satellit per Video-Link an den Gründungskongreß wendet. Bis heute waren die Gewerkschaften wenig erfolgreich in ihrem Bemühen, die WTO für die weltweite Durchsetzung von Sozialstandards zu gewinnen, vor allem der sog. Kernarbeitsnormen. Aber das kann sich ja ändern. Es muß sich sogar, wenn die WTO langfristig wieder mehr internationale Akzeptanz bekommen soll. Und als führender französischer Sozialist müßte Lamy eigentlich stark daran interessiert sein, soziale Korrektive in die Globalisierung einzubauen.
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