Migrationsgipfel in Valletta: Tauschhandel mit ungedeckten Schecks
Eindringlich warnten entwicklungspolitische
NGOs vor dem Migrationsgipfel von Valletta, die Entwicklungs-zusammenarbeit der
EU und ihrer Mitgliedsländer dürfe nicht als Druckmittel für die Kooperation
beim Grenzmanagement und der Rückführung von Flüchtlingen und Migranten
missbraucht werden. „Es darf keine faulen Deals auf Kosten von Flüchtlingen
geben.“ (VENRO) Tatsächlich ist die Übereinkunft, die gestern auf dem EU-Afrika-Gipfel
in Villetta/Malta betroffen wurden, genau das: ein fauler Deal. Wie weit er auf
Kosten von Flüchtlingen geht, ist zwar noch offen, da auf Drängen der Afrikaner
eine Präferenz für „freiwillige Rückkehr“ in die Abschlusserklärung geschrieben
wurde. Aber das zugleich verabschiedete Aktionsprogramm folgt genau dem Prinzip
„Mehr Finanzhilfe gegen die Rücknahme unerwünschter afrikanischer Flüchtlinge
aus Europa“.
Es
wird gesagt, die Beschlüsse stellten den „kleinsten gemeinsamen Nenner“
zwischen der EU und der Afrikanischen Union dar. Die Afrikaner wollten im
Gegenzug zu ihrer Bereitschaft, Flüchtlinge zurückzunehmen, mehr legale
Zuwanderungsmöglichkeiten für Afrikaner nach Europa. Letztlich bleibt es aber
jedem EU-Mitgliedsland selbst überlassen, wie viel legale Zuwanderung es
gestattet. Der beschlossene „Treuhandfonds“ mit 1,8 Mrd. € aus dem EU-Haushalt
kommt zwar zusätzlich zu den bisherigen 20 Mrd. € Entwicklungshilfe der EU für
Afrika, ist aber klar als Instrument des Migrationsmanagements konzipiert. Er
soll durch Beiträge der Mitgliedsländer auf das Doppelt erhöht werden, davon
aber sind bislang lediglich gut 70 Mio. € zugesagt.
Dabei
soll der Fonds einen schier unübersehbaren Aufgabenkatalog bedienen: neue
Beschäftigung für junge Männer und Frauen schaffen, Klein- und
Kleinstunternehmen fördern, die Nahrungsmittel- und Gesundheitsversorgung
verbessern, die „Migrationssteuerung“ verbessern und auch freiwillige oder
abgeschobene Rückkehrer aus Europa wieder eingliedern, und das in 23 Ländern,
von Burkina Faso bis Tschad, von Äthiopien bis Uganda, von Ägypten bis
Tunesien. Mit Ursachenbekämpfung hat dies allenfalls am Rande zu tun, wohl aber
mit dem Versuch, Flüchtlinge von Europa möglichst fernzuhalten. Am Rande sei
bemerkt: In der Türkei, über die nach dem Afrika-Gipfel beraten wurde, will
sich die EU die Flüchtlingsabwehr rund 3 Mrd. € kosten lassen (vornehmlich zur schärferen
Überwachung der Grenzen und zum Bau von Flüchtlingslagern).
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