Terrorismus - Die Verantwortung des Westens
Jeffrey D. Sachs, Leiter des Earth Institute an der Colombia University und Sonderberater des UN-Generalsekretärs, ist immer für eine Überraschung gut. Vom Verfechter einer rigorosen Privatisierungspolitik nach dem Ende der Sowjetunion wurde er zum engagierten Verfechter nachhaltiger Entwicklung. Seit geraumer Zeit lenkt er die Aufmerksamkeit auf die Verantwortung des Westens im Kontext des internationalen Terrors. Sein jüngster Kommentar: "Terroranschläge auf Zivilisten sind
Verbrechen gegen die Menschlichkeit und zwar ungeachtet, ob es sich um
dabei um den Absturz eines russischen Flugzeugs über der Halbinsel Sinai
mit 224 zivilen Todesopfern oder um die entsetzlichen Massaker von
Paris handelt, denen 129 unschuldige Menschen zum Opfer fielen oder um
die tragischen Bombenanschläge von Ankara, bei denen 102
Friedensaktivisten getötet wurden. Die Täter – in diesem Fall der
Islamische Staat (ISIS) – müssen gestoppt werden. Um dieses Ziel zu
erreichen, muss man die Ursprünge dieses skrupellosen
Dschihadisten-Netzwerks verstehen.
So schmerzvoll dieses Eingeständnis auch
sein mag, aber der Westen, insbesondere die Vereinigten Staaten, sind in
hohem Maße für die Schaffung jener Bedingungen verantwortlich,
in denen ISIS gedieh. Nur mit einer Änderung der amerikanischen und
europäischen Außenpolitik gegenüber den Nahen und Mittleren Osten wird
man die Gefahr weiterer Terroranschläge reduzieren können.
Die jüngsten Attacken sollten als
„Blowback-Terrorismus“ verstanden werden: als entsetzliche,
unbeabsichtigte Folge wiederholter verdeckter und offener
Militäraktionen der USA und Europa im gesamten Nahen und Mittleren
Osten, in Nordafrika, am Horn von Afrika und in Zentralasien, die darauf
abzielten, Regierungen zu stürzen und mit westlichen Interessen
kompatible Regime zu installieren. Diese Operationen haben nicht nur die
Zielregionen destabilisiert und großes Leid verursacht, sondern auch
die Menschen in den USA, der Europäischen Union, Russland und im Nahen
Osten einer beträchtlichen Terrorgefahr ausgesetzt...
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