G20 in Antalya: Der Gipfel; die zehnte
In seiner regulären
Umfrage vor dem 10. G20-Gipfel, der
am 15./16. November in Antalya/Türkei stattfindet, hat der Internationale
Gewerkschaftsbund (IGB; engl.: ITUC) herausgefunden, dass es für acht von zehn
ArbeitnehmerInnen in den G20-Staaten für den Lebensstandard ihrer Familien von großer
Bedeutung wäre, wenn sie monatlich 100 Dollar mehr Gehalt bzw. Lohn bekämen –
ein Blickpunkt auf die wachsende Ungleichheit in der Welt. Mehr „Inklusivität“
steht zwar auf dem Programm des Gipfels in der Türkei – im Wesentlichen geht es
jedoch um Wachstum, schieres Wachstum, nicht einmal „Wachstum mit Umverteilung“,
wie ein altes Schlagwort aus der entwicklungspoltischen Debatte lautet.
Seit
zwei bis drei Jahren haben sich die G20 jetzt auf die Fahnen geschrieben, das
schleppende Wachstum der Weltwirtschaft anzuschieben. Doch seit 2012 korrigiert
der IWF seine Wachstumsprognosen nun nach unten, zuletzt – im Oktober 2015 –
prognostizierte er gerade nochmal 3,1% weltweit. Dieses soll sich nach einer
neuen IWF-Note an den G20-Gipfel
allerdings im nächsten Jahr auf 3,6% erhöhen, aber nur, wenn die Risiken der
weltwirtschaftlichen Entwicklung erfolgreich gesteuert werden – sonst könnte
das Wachstum erneut entgleisen. Diese Risiken sind – der IWF-Note zufolge – die
anstehende Zinserhöhung durch die US-Notenbank, der Übergang Chinas zu einem
neuen Wachstumsmodell (vom Export zum Binnenkonsum) und der zu Ende gehende Superzyklus
hoher Rohstoffpreise.
Eine
herausragende Rolle in der Wachstumsagenda der G20 spielt die Förderung der
Infrastruktur – das ist gar nicht mal so falsch – doch die Form, in der das
geschieht, ist mehr als problematisch. So propagieren die Weltbank und die OECD
in Papieren für die G20 vor allem Öffentlich-Private
Partnerschaften (PPP) als Königsweg der Infrastrukturförderung. Dabei werden
öffentliche Finanzmittel als „Hebel“ eingesetzt, um private Investitionen zu
mobilisieren – allerdings mit beträchtlichen Risiken für die öffentliche Hand,
wie eine Studie des
Eurodad-Netzwerks nachweist: Gehen die Projekte schief, bleibt der Staat meistens
auf den Kosten sitzen – bis hin zur Übernahme der privaten Schulden in die
öffentlichen Verbindlichkeiten.
Der
Aufgabenberg des Antalya-Gipfels geht allerdings weit über die Wachstumsagenda
hinaus, wie sich an den geplanten Arbeitsessen der Chefs ablesen lässt: Am
ersten Gipfeltag geht es um Entwicklungsfragen und Klimawandel sowie um „Globale
Herausforderungen: Terrorismus und Flüchtlingskrise. Am zweiten Tag stehen dann
die G20-Kernthemen Finanzregulierung, internationale Steuern, Anti-Korruption
und IWF-Reform auf der Tagesordnung sowie eine „Resilienz-Sitzung“, die sich
mit Handels- und Energiefragen befassen soll. Eine Mammut-Agenda fürwahr, aber
es bleibt abzuwarten, ob es wesentliche Ergebnisse geben wird.
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