Zerplatzte Illusionen: Referendum in Griechenland
Das Wort Referendum setzt sich laut Wikipedia aus der Vorsilbe re (=
„zurück“) und dem Verb ferre (= lateinisch: „tragen“,
„bringen“) zusammen. In einem Referendum wird also die Entscheidung über einen
politischen Gegenstand von der gewählten Vertretung, dem Parlament, an den
Souverän, das Staatsvolk, „zurückgetragen“.
Prof. Dr. Heiner Flassbeck war u.a. Staatssekretär im
Bundesfinanzministerium und zwischen 2000 und 2012 Chefökonom bei der
UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD); 2013 gründete er
flassbeck-economics.de. Friederike Spiecker
ist Volkswirtin und Wirtschaftspublizistin.
Von Heiner Flassbeck und Friederike
Spiecker*)
Der Chef der Eurogruppe Jeroen Dijsselbloem bezeichnete die
Entscheidung von griechischer Regierung und griechischem Parlament, das eigene
Volk über die Annahme der Bedingungen der Troika für die Auszahlung der letzten
Tranche des zweiten Hilfspakets abstimmen zu lassen, als „unfair“. Das sehen
offenbar nicht alle Finanzminister der Eurogruppe so. Noch vor wenigen Wochen befürwortete Wolfgang Schäuble eine
solche Volksabstimmung, auch wenn er ihre Ankündigung jetzt als Entzug der Verhandlungsgrundlage mit
Griechenland wertet. Vizekanzler Sigmar Gabriel äußerte sich unmittelbar
nach der Ankündigung eines griechischen Referendums positiv dazu.
Aus unserer Sicht ist es konsequent, das griechische Volk abstimmen zu
lassen. Man mag die Verhandlungsführung der griechischen Regierung mit den
„Institutionen“ als ungeschickt kritisieren. Man mag sich fragen, ob der
griechische Regierungschef Alexis Tsipras nicht schon vor zwei Wochen ein
solches Referendum hätte ansetzen sollen. Aber das Referendum an sich ist
richtig. Denn die jetzige griechische Regierung, die von SYRIZA getragen wird,
wurde vom Volk gewählt, weil SYRIZA versprach, die Bedingungen, die von den
europäischen Institutionen (plus dem IWF) für finanzielle Hilfen gestellt
wurden, zu beseitigen oder wenigstens stark zu verändern. Der für jeden
neutralen Beobachter erkennbare Misserfolg der Umsetzung dieser Bedingungen zur
„Gesundung“ der griechischen Wirtschaft unter Beibehaltung des Euro war der
Grund für den Wahlerfolg von SYRIZA und die vernichtende Wahlniederlage aller
Parteien, die die Vorgängerregierungen getragen hatten.
Für SYRIZA und den von ihr gewählten Ministerpräsidenten schien es
undenkbar, dass die Gläubiger nach einem solchen Votum des griechischen Volkes
auf der Fortführung der gleichen Bedingungen beharren würden. Sie glaubten,
dass zumindest bei unbestreitbarem Scheitern einer Politik das Volk das Recht
habe, diese Politik abzuwählen.
Doch genau dieses Recht wollen die Gläubiger dem griechischen Volk nicht
zugestehen. Am vergangenen Samstag haben die Vertreter von SYRIZA erkennen
müssen, dass ein Alptraum demokratisch gewählter Politiker Wirklichkeit
geworden ist, weil sie angesichts der Übermacht der Gläubiger nicht mehr die
Möglichkeit haben, dem Willen des Volkes auch nur im Ansatz nachzukommen. Sie
haben daraus die im Grunde einzig mögliche Konsequenz gezogen …
… die Fortsetzung und den vollständigen Kommentar finden Sie >>> hier.
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