22. Juli 2015

Crazy Finance: Heuchlerische Hilfe

Seit die Gläubiger der griechischem Regierung unter dem Diktat harscher Konditionen vor eineinhalb Wochen ein neues Bailout-Paket über 86 Mrd. € in Aussicht gestellt haben (>>> Merkels Sieg – ein Pyrrhus-Sieg?), ist wieder in höchsten Tönen von der großen Hilfsbereitschaft Europas die Rede. Während die einen die angebliche Großzügigkeit der Geldgeber betonen, sehen andere vor allem einen weiteren, vergeblichen Anlauf zur Geldverschwendung. Doch in Wirklichkeit offenbart das Ganze die Verrücktheit des Finanzsystems und die Heuchelei der „Helfer“.


Da die definitiven Konditionen des neuen Bailouts erst noch ausgehandelt werden müssen, die griechische Regierung aber unter großem unmittelbaren Schulden-Rückzahlungsdruck steht, mussten die Euro-Granden Finanzen für eine Überbrückungsfinanzierung mobilisieren. Diese belaufen sich jetzt auf 7,2 Mrd. €. Davon haben die Griechen die überfälligen 2 Mrd. € an den Internationalen Währungsfonds (IWF) gezahlt, die schon Ende Juni fällig waren, aber nicht bedient werden konnten. Weitere 4,2 Mrd. € gingen für Rück- und Zinszahlungen an die Europäische Zentralbank (EZB). Und weitere 500 Mio. € erhält die Griechische Zentralbank, um ihren Verpflichtungen im Netzwerk der europäischen Zentralbanken gerecht werden zu können. Es bleiben also gerade mal noch 500 Mio. € übrig, deren Verwendung sich derzeit meiner Kenntnis entzieht.

Das Beispiel illustriert in besonders krasser Weise die Widersinnigkeit eines Systems, in dem Schulden mehr und mehr nur noch dazu aufgenommen werden, um alte Schulden zu bedienen. Dies alles, weil sich vor allem die deutsche Bundesregierung vor einem wirklichen Schuldenschnitt für Griechenland und vor der Einführung eines geordneten Staateninsolvenzverfahrens (das sogar schon einmal in einer Koalitionsvereinbarung stand) sträubt. Unterdessen steigen die Schulden der Schuldner weiter an, im griechischen Fall nach IWF-Prognosen bis zum Jahresende sogar auf untragbare 200% der griechischen Wirtschaftsleistung - eine Summe, die niemals wird zurückgezahlt werden können. Der absurde Sinn der Prozedur: Nachdem der letzte Bailout 2012 vor allem die Banken „herausgehauen“ hat, soll in der neuen Bailout-Runde vor allem dafür Sorge getragen werden, dass der IWF und die europäischen Institutionen nicht in Mitleidenschaft gezogen werden – und dies alles auf Kosten des griechischen Staats und der Menschen in Griechenland. Heuchlerische Hilfe also für ein verrücktes System.

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