TTIP: Streit um Streitschlichtung
Der Widerstand gegen
TTIP wächst. Vor allem das geplante ISDS-Verfahren (ISDS: „investor-state
dispute settlement“) stößt auf zunehmenden Widerspruch, der sich jetzt auch ins
konservative Lage hinein ausweitet. So hat in der letzten Woche Daniel Ikenson,
der Direktor des Handelsprogramms des rechten Cato-Instituts ein Paper veröffentlicht, in dem er
fordert, das Investor-Staat-Streitschlichtungsverfahren komplett aus den
TTIP-Verhandlungen herauszunehmen. Es sei weder wesentlich für die
Liberalisierung des Handels noch wichtig, um Investorenrechte in den USA und
Europa zu sichern, da diese hier bereits einen hinreichenden Schutz genössen.
Der Verzicht auf die Verankerung von ISDS im TTIP (und auch in der
Transpazifischen Partnerschaft) könnte der Opposition jedoch viel Wind aus den
Segeln nehmen (>>> Financial Times, 11.3.2014).
Zeitgleich melden
sich jedoch in derselben Ausgabe der FT drei Chefs von Industriellenverbänden
aus den USA, Dänemark und Schweden (Peter M. Robinson, Karsten Dybvad und Urban
Bäckström) zu Wort, die das ISDS umso verbissener verteidigen. Ein starkes ISDS
im TTIP könnte als „globaler Gold-Standard“ dienen, so ihr Argument. Und in
dankenswerter Offenheit: „Solch ein Abkommen könnte die Vorlage für künftige
Investitionsabkommen mit unseren anderen Haupthandelspartnern in Asien,
Südamerika und Afrika werden, wo ISDS-Abkommen wesentlich sind, um Investoren
gegen willkürliche Politiken zu schützen…“
Damit bestätigen die
Industriellen-Dachverbände nicht zuletzt unsere These, wonach TTIP auch dazu
dient, eine neues, strikt an Konzerninteressen ausgerichtetes
weltwirtschaftliches Regelwerk aufs Gleis zu setzen, das die Spielräume für
eigenständige Entwicklungswege im Süden des Globus weiter verschließt (>>> USA/EU: Die Revanche desNordens). Um noch einmal auf unseren Blog-Eintrag von gestern
zurückzukommen: Das Drakula-Prinzip verschärft auch zwischen den
kapitalfreundlichen Akteuren die Gegensätze, was nicht schlecht ist: Denn auch
das MAI scheiterte nicht nur am zivilgesellschaftlichen Widerstand, sondern
daran, dass sich die Phalanx seiner Befürworter ins Nichts auflöste. Manchmal
wäre es also doch nicht schlecht, wenn sich die Geschichte einmal wiederholt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen