6. März 2014

Konfliktrohstoffe: EU-Kommission kneift vor Wirtschaftslobby

Auf massive Kritik ist der gestern vorgelegte Gesetzentwurf der EU-Kommission gestoßen, der eine verantwortungsvolle Beschaffung von Rohstoffen aus Konfliktgebieten sicherstellen soll. Mit dem Gesetzesvorschlag wollte die Kommission eigentlich verhindern, dass europäische Unternehmen künftig mit dem Einkauf von Rohstoffen Konflikte oder Menschenrechtsverletzungen finanzieren. Doch statt verbindliche Rahmenbedingungen festzulegen, hat die EU-Kommission lediglich freiwillige Maßnahmen angekündigt. „Die EU-Kommission kneift vor der Unternehmenslobby“, sagte Cornelia Heydenreich von der Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch.


Europäische Unternehmen werden nach diesem Entwurf nicht zur Überprüfung ihrer Lieferketten verpflichtet. Damit bleibt der Gesetzentwurf weit hinter den Erwartungen vieler Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisationen zurück. Die EU hätte mit der Gesetzesinitiative wesentliche Sorgfaltspflichten von Unternehmen in ihren globalen Lieferketten verbindlich festschreiben können. Auch der ehemalige UN-Sonderbeauftragte für Wirtschaft und Menschenrechte sowie Autor der UN-Leitprinzipien, John Ruggie, hatte in einem Schreiben an EU-Kommissionspräsident Barroso gewarnt, dass eine freiwillige Regelung bei den am wenigsten verantwortungsvollen Unternehmen zu einem Weitermachen wie bisher führen werde. Das EU-Parlament hatte sich bereits am 19. Februar in einem Bericht für eine verbindliche Sorgfaltspflicht mit klaren Sanktionsmechanismen im Falle von Verstößen durch die Unternehmen ausgesprochen.

Als Konfliktrohstoffe werden zum Beispiel Gold, Zinn oder Tantal verstanden, deren Abbau und Handel unter anderem in der Demokratischen Republik Kongo einen gewaltsamen Krieg angeheizt haben. Aber auch beim Abbau anderer Metalle wie etwa Kupfer aus Peru kommt es zu gravierenden Menschenrechtsverletzungen, wie die gewalttätigen Repressionen bei Protesten gegen die Tintaya-Mine 2012 zeigten. Probleme treten auch in weiteren Regionen wie Kolumbien oder Simbabwe auf. Die abgebauten Metalle werden unter anderem in der Elektronikindustrie verarbeitet und landen in Mobiltelefonen und in der Elektronik von Autos.

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