Wie G20-Initiativen verdampfen
Wenn der amtierende G20-Vorsitzende
und australische Premierminister Tony Abbott auf dem Weltwirtschaftsforum in
dieser Woche in Davos seine G20-Agenda für das laufende Jahr vorstellt, müsste
er eigentlich mit einem Eingeständnis beginnen. Das selbsternannte „führende
Gremium der internationalen wirtschaftspolitischen Koordinierung“ (so die G20
in Pittsburgh über sich selbst) hat inzwischen viel von dem aus der Not der
Finanzkrise geborenen Schwung verloren. Und die wenigen konkreten Initiativen,
die die G20 aufs Gleis gesetzt hat, wurden inzwischen entweder bis zur
Unkenntlichkeit verwässert oder befinden sich in Auflösung. Beides wird durch zwei
Ereignisse der vergangenen Woche belegt, die letztlich auch der G20 ein
Armutszeugnis ausstellen.
Zunächst
hat der sog. Baseler Ausschuss, der von der G20 mit der Ausarbeitung neuer
Risikostandards für die Banken beauftragt worden war, eine abschließende
Fassung der „Leverage Ratio“ vorgelegt, in der die ursprünglich geplanten
Vorgaben drastisch verwässert werden. Der „Leverage Ratio“ gibt an, in welchem
Ausmaß sich Banken in ihrem Verhältnis zum Eigenkapital verschulden dürfen.
Nach der neuen Fassung dürfen die Banken spezielle Wertpapiere wie Derivate und
bestimmte Geschäfte wie Rückkaufvereinbarungen (Repos) jetzt weniger stark
gewichten. Außerdem müssen sie bei der Berechnung dieses Ratios nicht mehr 100%
ihres außerbilanziellen Vermögens berücksichtigen – ein klarer Vorteil vor
allem für Investmentbanken, die weiterhin Risiken klein- und Chancen
großrechnen können, jedenfalls besser als bei den ursprünglich vorgesehenen
strengeren Regeln.
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